Bohrinseln im Großstadtdschungel

Tage wie dieser – man war shoppen. Nein- diesmal keine Schuhe, nix zum Anziehen – nicht mal Kosmetik. Objekt der Begierde war eine Garderobe.

„Hang it all“. Mit lustigen bunten Kugeln. Von Charles und Ray Eames. Klassiker. Man weiß ja, was man seinen Mänteln und Jacken schuldig ist. Und schließlich soll auch der etwas schlamperte aber ansonsten sehr geliebte Mitbewohner wissen, dass es durchaus in Ordnung ist, die Oberbekleidung nicht über den nächsten Sessel zu drapieren, sondern aufzuhängen.

Frohgemut fährt man nach Hause und will alles gleich und sofort – eh schon wissen... Bittet man dann den männlichen Mitbewohner, das Ding doch bitte heute möglichst dauerhaft mit derWand zu verbinden, erntet man ein müdes Lächeln – der Krieger hat bereits den ganzen Tag im Job gekämpft – zudem plagt ihn ein Schnupfen – er ist praktisch am Boden mit der Energie und fertig mit der Welt – rien ne va plus.

Amfolgenden Wochenende hört man dann auf die Frage, ob es denn jetzt genehm wäre, die Garderobe.....ein JO EH. Diese zwei Worte bedeuten nichts anderes als „lass mich zufrieden, irgendwann mach ich das schon“ mit deutlicher Betonung auf irgendwann. Frau will es aber jetzt.

Ist der Holde aus dem Haus – greift sie zur Selbsthilfe und zur Bohrmaschine.

Die Behausung, in die man zog, ist nicht mehr begrenzt von altersschwachen Ziegelwänden, sondern weist massiven Beton auf. Zumindest die Wand, an die man alles hängen will, was sich Garderobe nennt.

Schnell zeichnet man sich mit Bleistift 4 Markierungen für die zu bohrenden Löcher und schon geht es los. Schön wäre es. Der Beton erweist sich als kratzbürstig und kräftezehrend. Vielleicht einen anderen Bohrer? Auch der Supersteinbohrer kommt nicht wirklich weiter- im Gegenteil, die Kräfte schwinden mit jeder Umdrehung und irgendwie ist man von der ursprünglichen Markierung ziemlich abgekommen. Na gut, erste Bohrung passt irgendwie. Die zweite schafft man fluchend in einer weiteren Viertelstunde.

Dann klingelt es. Vor der Tür steht der nette Nachbar. Ob er sich mal die Leiter ausborgen darf. Darf er – wenn er jetzt mal hilft. Mit großer Genugtuung beobachtet man, dass es auch ihm nicht ganz leicht fällt, während man lässig das Staubsaugerrohr mit links in Richtung Bohrstaub hält. Aber er schafft es – Dübel werden eingesetzt, die Garderobe an die Wand geschraubt. Dann verschwindet er mit der Leiter und dem Versprechen, das Geheimnis zu wahren.

Irgendwann kommt der Mitbewohner nach Hause und begutachtet staunend das Werk. Gelassen nimmt man die Bewunderung entgegen, lächelt in sich hinein – wohl wissend – UND ALLES WIRD GUTh.