Nach der IMM in Köln ist vor der Möbelmesse in Stockholm und dem Salone del Mobile in Milano. Traditionell befinden sich Designer, Hersteller und Berichterstatter zu Beginn des Jahres in heller Aufregung und stöhnen einander ob der vielen Termine, VIP Einladungen und busy times an. Man will überall dabei sein, um nichts zu verpassen, das mit Design, Möbelgestaltung, neuen Trends, Materialien, Farben und überhaupt zu tun hat. Nebenher der übliche Klatsch und Tratsch – wer bei wem und wieso und was und warum. Übertroffen wird das Ganze nur von den Modemenschen und ihren immer schneller wechselnden Trends um das Äußere der Menschheit.
Da sind nun also die neuesten Trends. So eine Art himmelblau und blassrosa wirft PANTONE als Farben des Jahres 2016 in die Runde gefolgt von einem Trend zurück in die 50iger, was Möbelformen betrifft und neuen Materialien, die nachhaltig unser Umweltgewissen beruhigen werden.
Diese Trends in der Interiorsparte poppen nicht einfach so auf, wie Modetrends in Bekleidung – meist braucht es 2 Jahre, bis aus einem Entwurf ein fertiges und (klein)-serienreifes Möbelprodukt entsteht. Man kauft sich ja nicht jährlich eine neue Couch oder richtet seine Küche/Schlafzimmer/ Bad/Homeoffice neu ein.
Das ist – vor allem bei den großen internationalen Marken auch eine Budgetfrage – sozusagen eine Art Wertanlage, die einige Jahre Vergnügen bei nicht nachlassender Schönheit und Funktionalität versprechen sollte. Auf den Messen sieht man große Namen der Branche neben neuen, Unbekannten, alte Hasen neben jungen Hüpfern. Niemand erfindet das Rad neu. Auch nicht den Tisch, Sessel oder das Bett, den Kasten oder eine Küche. Aber immer wieder verblüffen Entwürfe mit neuen Ideen – werden Möbel an unseren veränderten Lebensstil angepasst. Was heißt Lebensstil – Lebensstile – Vielfalt statt Einfalt lautet die Devise. Zukunftsforscher untersuchen unsere Gewohnheiten, die veränderten Lebensbedingungen, Strömungen in der Gesellschaft und befragen Menschen zu ihren Wünschen, Anforderungen an Arbeitsplätze, Wohnumgebungen etc.
So ergeben sich Trends, die anfangs etwas ungläubig beäugt – nach ein paar Jahren tatsächlich in unseren Alltag integriert und selbstverständlich sind. Diese Trends aufzunehmen in eine Formensprache, neue Funktionen und eine entsprechende Materialauswahl ist eine große Herausforderung, die umfassendes Wissen, handwerkliches Geschick und Mut voraussetzt.
Niemand hat wohl vor 20 Jahren damit gerechnet, dass Arbeiten heute fast nichts mehr mit nine-to-five zu tun hat, dass Kreativität und Kommunikation einen viel größeren Stellenwert als „dashabenwirschonimmersogemacht“ einnehmen und wir heute mobil, zeit- und ortsunabhängig arbeiten und Informationen rund um den Erdball schicken. Shared Workspaces und Homeoffices sind keine Seltenheit mehr, Großraumbüros heute in funktionale Zonen eingeteilt, die technisch alle Stückerln spielen. Für Entwerfer und Hersteller bedeutet das, flexibel zu sein – vor allem im Denken, sich neu zu erfinden und trotzdem Zuverlässigkeit gegenüber dem Kunden zu garantieren.
Manche Marken erfinden sich dabei neu, alter Staub weicht neuen Ideen. I AM BENE ist dafür ein ziemlich gelungenes Beispiel in Österreich. Was früher etwas altbacken daherkam, ist heute modern und interessant für ein jüngeres Zielpublikum. Die Marke ist dabei, in der Zukunft anzukommen. Weil das nicht der einzige Hersteller mit einer spannenden Entwicklung ist, kann man - ein paar Runden im Bürostuhl um die eigene Achse drehend - beruhigt feststellen: UNDALLES WIRD GUTh!