Weil der Frühling bereits aus allen Knospen bricht, begebe ich mich mal auf Glatteis. Es rutscht sich so wunderbar am glatten Parkett und ich hab es gern kontrovers. Ich zettle sozusagen in diesem Sinne gern Streitereien in freundschaftlichem Rahmen an.
Begeben wir uns also auf den Boden der Tatsachen: Meine erste Begegnung mit Hauspatschen der besonderen Art hatte ich im Schloss Sanssouci in Potsdam – zumindest ist es eine mir besonders in Erinnerung gebliebene. Bevor wir die heiligen Hallen vom alten Fritz (ehemaliger Kaiser von Deutschland – Friedrich Zwo) betreten durften, schlüpften wir mit unserem Strassenschuhen in überdimensional große Filzpantoffeln, damit das Parkett in den Prunkräumen keinen Schaden nahm. Vielleicht hatte man auch nicht genügend Reinigungskräfte..... Als Kinder war uns der Boden ziemlich schnuppe (sagt man so in Berlin und Umgebung) – wir rutschten wie die Weltmeister über das glatte Parkett und verhalfen ihm sozusagen zu noch mehr Glanz und Herrlichkeit. Ob das heute noch so ist? Ich weiß es nicht – wird Zeit, mal wieder hinzufahren. Zu Hause war es ebenfalls Usus, dass man sich die Schuhe auszog, wenn man das Haus bzw. die Wohnung betrat. Bei mir ist das bis heute ein Automatismus- betrete ich die eigene oder eine fremde Wohnung, streife ich mir schon die Schuhe von den Füßen. Freunde, die mich besuchen sehen das differenziert. Ja – zuweilen ernte ich eine Art Augenrollen. Weil: ich hab es lieber, wenn man sich die Schuhe auszieht. OK, der geölte Boden ist heikler als ein lackierter Parkettboden- mir allein reicht schon die Vorstellung, was alles an Dreck auf der Straße herumlümmelt und dann in die eigenen vier Wände getragen wird und sich dort niederlässt. Nicht jedes Gackerl landet in Wien im Sackerl und diese kleinen Steinchen im Sohlenprofil machen ganz oarge Muster....
Deshalb die freundliche Ansage: Schuhe aus! Im Sommer fühlt man sich eh wohler wenn man barfuss über den kühlen Boden gehen kann - im Winter geht man halt in Socken oder Patschen. Man ist ja unter sich – nicht auf einem Festbankett und unter dem Tisch sieht man die Füße eh nicht. Von sich auf andere zu schließen ist ein no-go...eine Nationalitäten- oder gar Kulturfrage?
Der Ausdruck Pantoffelheld kommt ja nicht von ungefähr.... Franz Joseph hatte jedenfalls ein Paar aus Leder, mit denen er durch Schönbrunn schritt. Im Barock waren Pantoffeln ein Statussymbol und hatten was Erotisches - sie waren reich geschmückt und teuer in der Herstellung - wurden zu Festen, Feierlichkeiten und zum Tanz etc. angezogen - da war klar: das sind höher gestellte Personen, die sind nicht zu Fuß auf der Straße gegangen, sondern mit der Kutsche gefahren. Die Dame hatte so ein kleines Pantöffelchen aus Samt an und man sah ein wenig Haut...ganz verzückt war Mann damals.... In Japan gibt es übrigens einen ganz besonderen Pantoffel: Den WC-Pantoffel, der extra für die Schritte ins Badezimmer reserviert ist. Nur damit das mal gesagt wurde. Ein wenig Kulturwissen schadet nie.
Im Grunde genommen zählt der Charakter der Gäste und die Flexibilität – dann kann man sicher sein: UND ALLES WIRD GUTh!