Legt man sich des nachts zur Ruh, bettet man sich auf diverse Matratzen in vielfältigsten Betten. Mit wem, soll heute nicht unsere Hauptfrage sein, obwohl das zweifellos eine extrem wichtige Entscheidung ist, die man sich diesmal bitte selbst beantworten möge. Ich habe eher die Wäsche im Sinn – also nicht das Negligé – sondern die hierzulande sogenannten Tuchent, Kopfpolster und Laken. Bezeichnungen, an die ich mich langsam gewöhnen mußte. Von kariert über gestreift, mit Fussballklubdesigns, Dinosauriern oder den gerade angesagtesten Disney Filmfiguren gibt es ja vielfältigste Möglichkeiten an Bettwäsche.
Zu Großmutters Zeiten gab es Federbetten im Winter und leichtere Sommerversionen, die mit diversen Umhüllungen aufgewertet wurden. Mädchen bekamen zur Hochzeit ihre Aussteuer mit auf den Weg in den eigenen Haushalt. Das waren meist Wäschestücke, an denen sie in unendlichen Stunden selbst gearbeitet hatten – Stickereien, Monogramme....unglaubliche Meisterwerke sind da entstanden auf Leinen – teilweise sogar in Damastweberei.
Heute fast unerschwinglich – Handarbeit aus sehr hochwertige Materialien. Meine Urgroßeltern und auch die Großeltern besaßen sogenannte Paradekissen (hierzulande Pölster!). Die waren besonders aufwendig gearbeitet und lagen obenauf im Bett - sollten also zeigen, was man so draufhatte als vorbildliche Hausfrau – neben Kochen und Putzen und überhaupt.
Ich habe die geerbt – sie liegen sorgfältig verwahrt im Kasten – von Zeit zu Zeit nehme ich sie in die Hand und bestaune die Meisterwerke. Früher also schlief man in feinstem weißen Linnen oder in gröberer aber trotzdem angenehmer Baumwolle – Schuss und Kettfaden vielleicht zu Karos in verschiedenen Farben gewebt. In der Wirtschaftswunderzeit kam dann die billige Baumwolle aus Ägypten oder anderswo her – gleichzeitig war die Industrie soweit maschinenbestückt, dass es als modern galt, in möglichst psychedelisch bunt gemusterter Wäsche - passend zur Wandtapete - zu schlafen.
Die Qualität der Baumwolle nahm mit den Jahren immer weiter ab, Kunstfasern kamen dazu, die Webdichte wurde großzügig mit dem Preisfall gelockert. Schon lange saßen die zukünftigen Bräute nicht mehr am Stickrahmen sondern an Schreibmaschinen und Computern, arbeiteten Vollzeit, engagierten sich in der Gesellschaft und schmissen den Haushalt nebenbei. Ein Schlager der 80iger Jahre – Flanell. Hui, warm und weich im Winter. Jerseybettwäsche mit Zippverschluß – auch eine tolle Errungenschaft der neueren Zeit. Pflegeleicht soll es sein, man gibt es in die Waschmaschine, danach in den Trockner und fertig.
Aber ist es nicht herrlich, sich nach einem langen Tag in ein frisch bezogenes Bett zu legen, dessen Wäsche draussen an der frischen Luft im Wind trocknete – die den Duft des Sommers ausströmt und keine künstlichen Duftstoffe? Die Kindheit ist sofort wieder präsent. Ich mache das im Sommer wahnsinnig gern – Wäsche tagsüber waschen und draussen trocknen lassen und abends das Bett frisch beziehen - ein Genuß!
Abseits aller modernen Wäschetrends für’s Schlafgemach haben sich ein paar Hersteller gehalten, die bis heute mit alten Handwerkstechniken produzieren. Leitner Leinen im Mühlviertel ist ein Paradebeispiel in Österreich. Großartige Bettwäsche kommt direkt aus der Ulrichsberger Manufaktur im äußersten Mühlviertel – ein Gebiet, das bekannt war für seine Leinenwebereien. Nur wenige haben sich gehalten - in Oberösterreich gibt es einige wenige, auch im Waldviertel findet man vereinzelt Handwerker, die den langfaserigen Flachs verarbeiten – der schon lange nicht mehr in Österreich, sondern heute vor allem in Frankreich und Belgien angebaut und später in Italien zu Garn verarbeitet wird. Die Bettwäsche ist ewig haltbar und kann wie früher an die nächste Generation weitergegeben werden. Eine gute Investition made in Austria. Doch egal, in welcher Bettwäsche man ruht, Hauptsache man träumt: UND ALLES WIRD GUTh!