Durchblicker

Bei Nebel ist es wurscht. Man sieht eh so gut wie nichts. Bei Regen detto. Aber wehe die Sonne scheint. Ok - steht sie hoch am Himmel ist es noch ganz ok, sinkt sie jedoch – kommt das gesamte Ausmaß zum Vorschein- dreckige Fensterscheiben.

Ich. Hasse. Das.

Zugegeben, ich schreie laut hier und bitte so viel wie möglich, wenn es um Licht geht, das von außen kommt. Diese riesigen Glasflächen haben aber eben auch einen Nachteil, man sieht den Dreck großflächig. Quadratmeterweise rückt das Übel ins Blickfeld – natürlich auch weil es keine Vorhänge und anderes Gedöhns gibt. Ich könnte verdunkeln, einfach die Außenjalousien runterlassen, dann ist der Dreck nicht sichtbar. Irgendein Designonlineshop verkauft Wischtücher mit der Aufschrift: „Dreck, den man nicht sieht ist sauber!“. Dem stimme ich in vollem Umfang zu. Aber nur so lange, bis ich genug habe. Dann muss es sein. Fensterputzen. Und schon taucht die nächste Frage auf – Wie? Womit? Wann? Wann ist relativ leicht zu beantworten – am besten wenn es trocken ist und die Sonne nicht direkt auf die Scheiben strahlt. Ansonsten gibt es Schlieren. Bei Regen ist es auch nicht so super. Im Winter. Na ja.

Also an einem Frühlingsmorgen – der Planet strahlt noch auf eine Schattenwand, geht es los. Kübel, Wasser, Essig, Fetzen.... Die Profis lächeln jetzt müde und verdrehen die Augen. Wer so Fenster putzt, ist selbst schuld. Mann kärchert heute. Ah so. Tut man das. Bevor Frau das Kärcherdingens zum Einsatz bereit hat und mit der entsprechenden Spezialreinigungsflüssigkeit befüllt hat- ist die Sonne schon gewandert – der Einsatz wird verschoben. Angeblich geht es ganz einfach. Meine Nachbarin war letztes Jahr begeistert von dem Putzmaschinchen. Ich bevorzuge den guten alten Gummiabzieher nachdem ich mittels einer Teleskopstange mit aufgestecktem nassen Schwamm mal den Dreck von den Scheiben gewaschen habe. Funktioniert ganz gut. Zumindest bei den ersten Quadratmetern. Nach und nach wird es mühsamer. Nicht aufgeben -  Zähne zusammenbeißen – nur die Harten kommen in den Garten. Also weiterputzen bis zum bitteren Ende. Nach 3 Stunden sind die Außengläser sauber und die Pflanztröge wieder an ihrem Platz. Innen geht sich heute nicht mehr aus. Geschafft fällt man auf die Couch – im Dunkeln sieht man den Dreck eh nicht. Am nächsten Tage regnet es selbstverständlich –immer wenn man Fenster geputzt hat. Ok, soll so sein, zumindest hat man innerlich ein gutes Gefühl. Irgendwann rafft man sich in den darauffolgenden Tagen auf und putzt zumindest den Großteil der inneren Fensterflächen.

Zumindest letztes Jahr habe ich das so gemacht. Im Spätsommer. Jetzt im Frühjahr nach Pflanzsessions und Giessaktionen sehen die Fenster auch im unteren Drittel aus wie eh schon wissen. Immer wieder wendet man den Blick beschämt ab und starrt woanders hin- oder setzt sich gleich raus, da sieht die Landschaft sauber aus. Das Gefühl, bald wieder zum Putzzeug greifen zu müssen wird täglich intensiver.

Bis man eines Tages vom Einkauf kommt und den Zettel im Lift erspäht, der die Fensterputzer ankündigt, deren Dienste man gegen Zahlung in Anspruch nehmen kann. Hach, so schnell hab ich lange keinen Stift mehr gezückt und mich eingetragen. Jetzt weiß ich – kommenden Samstag sind meine Fenster strahlend sauber – selbst wenn es dann am Sonntag regnen sollte – UND ALLES WIRD GUTh!