Der April hat es uns ganz schön gegeben – warm kalt sozusagen. Rein. Raus. Das volle Programm. Gut, dass es inzwischen Möbel gibt, denen es wurscht ist, ob draussen die Sonne lacht oder der Winter fauchend ein paar weisse Streifen auf Feld und Flur hinterlässt. Bevorzugte man vor vielen Jahren Holzmöbel oder solche aus Rattan, lümmelt man heute outdoor eher auf Kunststoff herum.
Vor 25 Jahren Jahren kamen die ersten sogenannten Polyrattan-Kunststoffe auf den Markt. Ein Ex Fussballer (nein – nicht der Kika-Kicker) schickte solche Flechtmöbel an den Start - diese überzeugen bis heute mit reicher Farbpalette und Strapazierfähigkeit kombiniert mit Qualität – die Dinger sind sogar resistent gegen Sonnencreme.
BASF als Chemiegigant hat vor einigen Jahren die Abteilung DesignfabrikTM gegründet, in der außergewöhnliche Möbellösungen realisiert werden. Hier haben neben Konstantin Grcic auch Ronan und Erwan Bouroullec 2008 ihre Vegetal Kunststoff-Stühle aus dem BASF-Kunststoff Miramid® für Vitra entwickelt. Neue Materialien erlauben unter anderem eine andere Formensprache – setzen neue Standards.
Jean-Marie Massaud kreiert seit 2009 für Dedon und verpasste dem Gewebe aus Hularo-Fasern diverse modisches Outfits: Neben Schottenkaro ein Hahnentritt-Muster, sowie mediterrane und skandinavische Deko-Varianten, die seine großartigen Formen noch eleganter wirken lassen. Patricia Urquiola setzt seit Jahren ebenfalls traditionelle Herstellungstechniken neuartig ein und begeistert durch verspielte Entwürfe – etwa mit einer Kollektion für Moroso.
Und doch denken wir zuerst an Philippe Starck – wenn es um Kunststoff geht - er war einer der ersten Designer, die sich dem Thema widmeten. Seit sich strapazierfähige Kunststoffe in großformatigen Dimensionen herstellen lassen, hat er diverse Sofas, Hocker und Stühle für draußen entworfen. Beim Soft Egg – einem Stapelstuhl aus Polypropylen hat Starck 2001 selbst an Ablaufrinnen gedacht die Regenwasser von der Sitzfläche abfließen lassen. Mein persönlicher Lieblingskunststoffstuhl ist auch von Driade – der MT – ein extrem lässiger Schaukelsessel von Ron Arad. Konstantin Gricic hat 2010 zusammen mit BASF in einem Jahr Entwicklungszeit einen Zwitter gestaltet: Myto macht sowohl im Büro, am Esstisch als auch auf der Terrasse eine gute Figur. Er besteht aus dem neuen Kunststoff Ultradur®, mit dem sich in einem Monoblock problemlos dicke und dünne Materialstärken herstellen lassen. Ziel der Entwicklung: Festigkeit, Steifigkeit und Elastizität des Stuhls sollten in einem guten Verhältnis stehen. Alles irgendwie Forschung und Erfindergeist, damit wir es bequem und schön haben.
Plastik ist nicht mehr bäh, Kunststoff ist in. Auch was die Nachhaltigkeit angeht, macht man sich Gedanken... Angesichts der neuen Lust am Draußensein rüstet selbst mancher Baumarkt mit Stücken für den gehobenen Anspruch auf - so wie die Leuchtenindustrie im Winterhalbjahr Umsatz macht - ist jetzt Hauptsaison für Gartenmöbel. Angefeuert durch den milden Winter erobern wir die urbanen Terrassen und Grünflächen.
Die kollektive Erweiterung der Wohnsphäre hat ihren Preis - manche Stücke kosten so viel wie ein gebrauchter Kleinwagen – einige von ihnen haben sogar Räder.
Draußen ist das neue drinnen, behaupten Trendsetter – eine Entwicklung, die vom nicht vorhersehbaren Wetter im Frühsommer nicht gestoppt wird. Gastgeber verschieben den Repräsentationsbereich vom Inneren ein Stück ins Grüne – das bietet eine kleine Auszeit - Telefon stumm schalten, einfach mal gemeinsam abhängen und sich denken: UND ALLES WIRD GUTh!