Sucht man WOKA auf dem WIEN PRODUCTS Stadtplan, begibt man sich gedanklich und mit dem Finger auf der Karte mitten in den ersten Bezirk. Im Palais Breuner in der Singerstraße ist das Geschäft von Wolfgang Karolinsky - WOKA leitet sich von seinem Namen ab - zu finden.
WOKA liebt Originale aus der großen Zeit der Wiener Werkstätten – zu der ein extrem umfangreiches Archiv geführt wird und produziert Lampen nach Originalen. Ich möchte gern die Produktion besuchen, frage nach der Adresse und mache mich auf den Weg. Die Werkstatt befindet sich in Ottakring in einer sehr ruhigen Seitenstraße, die man über ein paar Stufen abwärts betritt.
Langgestreckt liegt der Raum, Arbeitstische reihen sich in der Mitte aneinander – parallel dazu stehen Maschinen unter den Fenstern, finden sich sauber getrennt Materialien.
Wie entstehen nun die Lampen – die einst Loos, Hoffmann, Peche und Co. entworfen haben? „Wir beginnen immer bei Null“ erklärt mir Wolfgang Karolinsky, der schon seit über 30 Jahren mit den versierten Handwerkern arbeitet... Zuerst einmal ist das Metall. Messing. Ich sehe gerade, wie Stangenprofile von der Straße hineingetragen werden, schwer wiegt der Stoff, aus dem Lichtträume werden sollen.
Bänder, Bleche in verschiedenen Stärken und verschiedene Profile reihen sich aneinander.
An einem Tisch sitzt ein junger Mann und feilt an Einzelteilen... Er gehört bereits zur zweiten Generation. Der Sohn des Werkstättenleiters erklärt mir, woran er arbeitet – ich erinnere mich an die Lampe von Adolf Loos, die ich einige Male auf Messen bewundert habe... KNIZE heißt sie und hat die Form eines Pentagondodekaeders- einer Kugel aus 12 Fünfecken, die Loos zu Beginn des 20. Jahrhunderts für den berühmten Schneidersalon Knize in Wien, Paris und Berlin entworfen hat.
WOKA besitzt die Herstellungsrechte für mehr als 200 Leuchten von Designern wie Josef Hoffmann, Koloman Moser, Adolf Loos, Otto Wagner und Carl Witzmann.
Weltweit werfen WOKA Lamps schönes Licht in noch schönere Räume – bedeutende Architekten unserer Zeit fragen in Wien an, wenn es um adäquate Beleuchtung ihrer Bauwerke geht. Man setzt auf Qualität und Handarbeit. Die Werkstätten arbeiten praktisch nach dem gleichen Prinzip wie damals. Man kann zwar heute ein Modell am Computer entwerfen – produziert wird es jedoch weiterhin von Hand und je nach Einsatzort wird es mit den entsprechenden Kabeln versehen. Man muß schon Ahnung von der Materie haben, wenn man sich an die Umsetzung macht.
Wie wird denn aus den einzelnen Fünfecken die KNIZE Leuchte von Loos? Die Teile werden gelötet - schweißen funktioniert nicht. Ich frage, ob man das überstehende Lötzinn dann wegschleifen muß. Zinn? Nein – wir löten mit Silber, sonst hält es nicht. Aha- wieder was gelernt – bis jetzt wußte ich nicht, dass man auch mit Silber löten kann und es Unterschiede gibt in den Verbindungen.
Und wie kommen die Ornamente in die Messingbänder für die Hoffmann Luster? Die werden einzeln gestanzt.
Aha.
Und Hammerschlagdekor wird natürlich gehämmert – ergänzt Wolfgang Karolinsky.
Ganz schön aufwändig – das alles. Und gleichzeitig faszinierend. Man spürt, dass hier Handwerk mit großer Leidenschaft betrieben wird – nicht nur an der Oberfläche. Es gibt nicht mehr allzu viele Handwerker, die all die Techniken beherrschen, mit denen hier vorgegangen wird – deshalb ist man froh über den Nachwuchs, der sich nach einer Lehre doch dem Metallhandwerk zuwandte und zunehmend Spaß dabei fand. Jedes Projekt ist anders – jedes eine Herausforderung. Stolz schwingt in der Stimme und ich glaube ihm das sofort. Immerhin gehören Hoffmann, Loos und Moser zu den verehrtesten Wiener Entwerfern – haben als Designer Zeitgeschichte geschrieben.
Wie ist es mit neuen Designs frage ich etwas provokant...
Kein Problem grinst Karolinsky – unser Mitarbeiter Daniel Kage hat sich der Geometrie verschrieben und eine Serie namens Platon Solid aus 5 Lampen entworfen, die die Grundelemente Feuer, Wasser, Wind, Erde und Äther widerspiegeln. Die haben bereits im Jänner auf der Maison et Objet in Paris für viel Aufmerksamkeit gesorgt.
Großartige Geometrie.
Und wie kommt man dazu, nach einem Studium der Komposition an der Wiener Universität für darstellende Kunst Lampen zu fertigen?
Ganz einfach – lacht Wolfgang Karolinsky – man handelt als Student mit Designstücken, vertieft sich in die Materie, kauft eine Sammlung historischer Lampen, muß einige restaurieren, sucht sich die passenden Handwerker und weiß irgendwann, wie es geht. Warum also nicht Lampen berühmter Vorbilder herstellen?
Stimmt. Ist ja auch eine Kunst. Und eine hohe noch dazu.
Erleuchtet und um einige Erkenntnisse reicher verlasse ich die heiligen Werkstatthallen in Ottakring. Demnächst werde ich wohl wieder im Palais Breuner in der Singerstraße vorbeischauen und die Platon Solid Leuchten von Daniel Kage bewundern. Qualität ist in jedem Fall einen Spaziergang wert.
Dieser Blog entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at