Ich kann die Lüge riechen! Zu Besuch bei Das Parfum- Duftgalerie

Wohl fast jeder von uns hat das Buch gelesen oder den Film gesehen. Das Parfum von Patrick Süßkind. Eindrucksvoll. Opulent. Umwerfend.

Es war auch das erste Buch, das Yogesh Kumar auf deutsch gelesen hat, erfahre ich, als ich den Parfümeur besuche. Schon lange interessiert mich, wie solch eine Duftkreation entsteht und deshalb habe ich mir auf dem WIEN PRODUCTS Stadtplan die Adresse von Das Parfum-Duftgalerie herausgesucht und mich auf den Weg in den 7. Bezirk gemacht, wo mich in einem kleinen Geschäft in der Kirchengasse ein Kosmos an Information erwartet.

Yogesh Kumar ist in Indien aufgewachsen – genauer gesagt in Dehli. Er war bereits als Kind besessen von Chemie und baute im Wohnzimmer der Familie auf dem Esstisch seine Experimentieranordungen auf. Düfte spielten in seinem Leben schon immer eine große Rolle, erzählt er. Alles konnte er riechen – sogar die Lüge.

Was fast wie ein Märchen klingt, ist eine besondere Begabung oder eine Gabe des Lebens. Riechen ist ein wichtiger Sinn, den der Mensch hat – könnten wir nicht riechen, würden wir auch nur die Hälfte maximal schmecken. Geht man heute durch eine Stadt, wandert man durch eine Vielzahl von Gerüchen, viele von uns sind bereits so daran gewöhnt, dass sie kaum noch etwas riechen. Die Natur macht es uns leicht – nach einem regen riecht die Luft gewaschen, nahenden Schneefall kann man riechen und ja – auch üble Gerüche gibt es allerorten.

Jedes Ding und jeder Mensch hat seinen ganz speziellen Duft erklärt mit Yogesh Kumar. Er hat tausende Düfte abrufbereit gespeichert, ist in der Welt der Essenzen zu Hause.

Über uns stehen hunderte Flaschen und Fläschchen aufgereiht – jedes sauber mit seinem Inhalt beschriftet. Woher kommen diese Essenzen alle möchte ich wissen. Der Parfümeur schaut mich an und meint – aus der ganzen Welt – manche von ihnen sind extrem selten geworden, manche bereits durch synthetische Düfte ersetzt.

Ich erinnere mich an den Film und stelle mir vor, wie man Düfte einfangen kann... Yogesh Kumar lacht – na ja – Phantasie braucht man im Leben - sonst ist es nur halb so schön.

 

Wie wird man Parfumeur möchte ich gern wissen... Kumar lächelt und antwortet – dass das kein Beruf ist, es ist eher eine besondere Begabung und Geschick und Wissen – vor allem in Chemie. Er selbst hat seine Erlebnisse damit. Der Beruf als solcher ist nicht definiert und bis zur Zulassung brauchte es eine Weile. Nun praktiziert er aber schon seit 1997 in Wien und das ziemlich erfolgreich. Für zahlreiche Unternehmen hat er Duftprojekte durchgeführt. Besondere Marken setzen auf einen ganz speziellen Duft, lassen ihn von Yogesh Kumar kreieren.

Wie geht so etwas?

Das ist ganz unterschiedlich meint der Experte – wenn ich einen Duft für eine Marke kreiere, sitze ich mit den Verantwortlichen zusammen und wir besprechen, was die Marke ausmacht – da geht es um die Definition von Charaktereigenschaften und deren emotionale Entsprechung. Für jede Eigenschaft stehen verschiedene Düfte, Essenzen. Nach verschiedenen Meetings und Proben finden wir dann gemeinsam den Duft.

Kreiere ich jedoch für eine Person den individuellen Duft, rieche ich zuerst an ihm – denn jeder trägt seinen ganz individuellen Duft mit sich – der ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden und hängt von hunderten Gegebenheiten ab.

Kunden, die zu mir kommen, haben sich oft mit ihrem Wesen befasst und sind neugierig. Oft erzählen sie mir ihre ganz persönliche Lebensgeschichte, obwohl ich nicht danach frage... Duft ist Emotion, Leben, Erlebtes. Aus den Informationen und meiner Erfahrung erstelle ich in meinem Labor die Grundrichtung, die dann immer weiter verfeinert wird. Der Duft soll den Menschen begleiten, seine positiven Seiten herausstreichen, ihn unterstützen.

Ich bin fasziniert. Hier bekommen die Worte riechen und Duft eine ganz neue Bedeutung.

Gerade füllte der Meister einen Duft ab, der in den letzten 10 Wochen entstanden ist – der Flakon füllt sich mit der hellen bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Zuletzt wird die Zerstäuberkapsel aufgesetzt und mit einer speziellen Maschine verschlossen. Yogesh Kumar erklärt mir, dass er diese selbst gebaut habe – die industrielle war ihm damals zu teuer. Er bedient die Kurbel und der Verschluss wird an den Flaschenhals gepresst – die Maschine verbreitet ein leises und harmonisches Geräusch.

Die Flasche wird später noch ihr Etikett bekommen und vom Kunden mit Vorfreude in Empfang genommen.

Ich verabschiede mich und verlasse das Geschäft. Wahrscheinlich werde ich demnächst eines der Duftseminare besuchen, die Yogesh Kumar seit Neuestem in seinem Praxisraum im ersten Bezirk anbietet. Hier in der Kirchengasse graben sich demnächst die Bagger für einige Jahre den Weg zur zukünftigen U5. Da ist es gut, wenn es einen ruhigen Ausweichort gibt. Die Qualität von Das Parfum- Duftgalerie ist in jedem Fall einen Spaziergang wert!

 

Dieser Beitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS www.wienproducts.at