Mit Pauken, Trompeten und Geigerzähler – ein Besuch bei den Wiener Symphonikern

Als Orchester der Stadt Wien sind die Wiener Symphoniker Kulturbotschafter einer Musikmetropole und tragen mit exzellenten Aufführungen im In- und Ausland zum guten Ruf der Stadt bei.

Ich möchte wissen, wie so ein Orchester funktioniert, was auf den Plänen der Wiener Symphoniker steht und suche mir im WIEN PRODUCTS Stadtplan die Adresse. Als ich Quirin Gerstenecker, den Marketing Manager anrufe und ihm vom Blog erzähle, schlägt er mir vor, das Orchester und Mitarbeiter vor und hinter der Bühne am besten bei der Generalprobe zum Fest der Freude am Heldenplatz kennen zu lernen. Ich bin begeistert vom Vorschlag und so treffe ich am 7. Mai im Epizentrum von Wien auf viele Menschen, die sich eingehend mit Musik und der Organisation drumherum beschäftigen.

Die Bühne ist bereits aufgebaut, Techniker und Aufnahmeleiter vom ORF huschen vorbei und justieren Kameras und Mikrofone. Die ersten Musiker haben Platz genommen und stimmen sich auf die Probe ein.

Für die Wiener Symphoniker ist das Konzert am 8. Mai eine Herzensangelegenheit erzählt mir Quirin Gerstenecker, das Orchester und die Solisten verzichten auf ein Honorar  und jeder kann bei freiem Eintritt live dabei sein.

Die Bühne hat sich inzwischen gefüllt, der größte Teil der 128 Musiker ist heute dabei – neben „handlichen“ Instrumenten wie Geigen, Bratschen und Celli,  Holz- und Blechblasinstrumenten sind eine Harfe und ziemlich viel Schlagwerk aufgebaut – im Hintergrund lehnen einige Kontrabässe. Wer bringt eigentlich die Instrumente zum Spielort interessiert mich und so lerne ich Bernhard Kircher kennen, der selbst Musik studiert und im Orchester gespielt hat – seit 20 Jahren ist er Orchesterwart und für die Logistik der Instrumente verantwortlich. Er sorgt dafür, dass die Bestuhlung passt, jeder die richtigen Noten hat und die Instrumente pünktlich vor Ort sind. Eine ganz schöne Herausforderung – immerhin reden wir von mindestens 128 wertvollen und fragilen Instrumenten – einige sind besonders wertvoll. 2 Geigen und 1 Cello stammen aus wertvollen Instrumentensammlungen und werden den Musikern zur Verfügung gestellt. Würden wir den Wert aller Instrumente addieren, wären hohe Summen im Spiel. Gehen alle Instrumente auf Tournee, braucht man 100 Kisten und 3 große LKW erzählt mir Bernhard Kircher – außerdem käme es immer auf das Programm an – es gibt Stücke, da sind schon mal 14 Pauken dabei- bei Berlioz zum Beispiel.  Ich erfahre von Quirin Gerstenecker, dass Hector Berlioz im kommenden Jahr ein Schwerpunkt des Orchesters gewidmet ist – heuer hat man mit Philippe Jordan, dem derzeitigen Chefdirigenten, erfolgreich Beethoven in großem Umfang aufgeführt und eingespielt.

Überhaupt haben die Wiener Symphoniker einen ziemlich vollen Terminkalender...

Seit 2018 gibt es die Grätzlkonzerte in Wien – die Musiker spielen an ungewöhnlichen Orten in den Stadtbezirken. Tolle Initiative – die Konzerte kommen beim Publikum sehr gut an und es finden Menschen zur klassischen Musik, die sonst weniger Zugang haben. Die Karten sind günstiger als im Musikverein oder dem Konzerthaus, die Programme umfassen bekanntere Stücke – die erstklassige Qualität des Musizierens steht jedoch außer Frage.

Ich frage, was das Orchester für heuer im Sommer plant und erfahre, dass es neben den Grätzlkonzerten noch 5 Konzerte im Museumsquartier geben wird, man bis zum Ende der aktuellen Saison 6 mal im Musikverein und 7mal im Konzerthaus spielt, danach geht es auf Tournee nach Paris, in die Schweiz und nach Deutschland und dann steht schon wieder Bregenz am Reiseplan. Neben der Seebühne, wo heuer nochmals CARMEN auf dem Festspielprogrammsteht, spielen die Symphoniker 3 Orchesterkonzerte im Festspielhaus. Eine schöne Tradition ist der Tag der Wiener Symphoniker – wo einzelne Musikergruppen am Wochenende vor den Festspielen in der Innenstadt von Bregenz aufspielen. 

Während wir uns unterhalten, haben inzwischen alle Musiker auf der Bühne Platz genommen, der Dirigent Lahav Shani steht am Pult und die Solisten sind bereit für die Probe. Vor dem Orchester steht eine Frau mit einer Menge Listen in der Hand und gibt den genauen Ablauf der Probe und Änderungen bekannt. Als der Dirigent das Orchester übernimmt und die Musik einsetzt, kommt sie zu uns – es ist Corinne Pixner, die seit 11 Jahren im Orchesterbüro arbeitet. Ich frage sie nach ihren konkreten Aufgaben bei den Wiener Symphonikern und erfahre, dass sie vor allem für die Einteilung und Koordination der Musiker zuständig sei. „Manche nennen mich scherzhaft Geigerzähler“ erzählt sie mir lachend.

Sie zeigt mir die Einsatzpläne für dieses Konzert – man sieht genau, wer wann zu welcher Probe erscheinen muß und wie viele Pauker, Trompeter, Geiger und Cellisten, Flötisten und Fagottisten für welches Stück innerhalb des Konzertes im Einsatz sind.

Ziemlich herausfordernd. Es macht Spaß sagt sie und ja – sie ist selbst noch aktive Musikerin außerhalb des Orchesters – das Verständnis für die Musik und die Musiker helfen sicher in ihrem Job.

Abschließend möchte ich noch wissen, wie die Zukunft des Orchesters ausschaut.

Quirin Gerstenecker nennt mir 2 Fakten: jünger und weiblicher. In einigen Jahren steht ein Generationswechsel an, da gehen einige Musiker in Pension und bei den Probespielen bewerben sich immer mehr Frauen. Dass auch zukünftig gute Musiker in Wien ausgebildet werden, ist den Wiener Symphonikern ein Anliegen – sie gehen in die Schulen und veranstalten Konzerte und Workshops – bringen so die Liebe zur Musik hautnah zu den nächsten Generationen.

Ich genieße die Musik, die untergehende Sonne trägt zur perfekten Stimmung bei. Als ich mich verabschiede und den Heldenplatz verlasse, bin ich mir sicher – die hervorragende Qualität der Wiener Symphoniker ist in jedem Fall einen Spaziergang zu einem Konzert wert!

  

Dieser Beitrag entstand im Auftrag der Wien Products - www.wienproducts.at