Gehörnte Krokodile und Wiener Geflecht –  zu Besuch bei den Designern von SAGAN Vienna

Tanja Bradaric aus Kroatien und Taro Ohmae aus Japan lernten sich in Wien an der Angewandten kennen, arbeiteten gemeinsam in Paris bei Chloé und Balenciaga - gründeten schließlich 2014 ihr eigenes Label. Seit 2016 ist das äußerst kreative Duo unter der Marke SAGAN Vienna weit über die Grenzen Europas ein Begriff für spannende Kollektionen. 

 Dabei fokussieren sie immer wieder auf traditionelles Wiener Handwerk. Vor zwei Jahren war es das Wiener Geflecht, das als Gestaltungsdetail in ihren Taschen auftauchte und die Zusammenarbeit mit der Firma Thonet in Deutschland, deren Marcel Breuer Stahlrohr-Freischwinger von den Designern eine Sitzfläche aus geflochtenem Rattan bekam. 

 Ich bin neugierig, welche neuen Ideen die beiden Designer für ihre nächsten Kollektionen umsetzen und vereinbare einen Termin im aktuellen PopUp Store in der Gutenberggasse am Spittelberg. Dort treffe ich die beiden Kreativen und kann aktuelle Stücke bewundern. 

 Sofort fallen mir Taschen in Krokodil-Lederoptik mit fein gearbeiteten Hornelementen ins Auge. Akkurat gearbeitet sind sie und nobel schauen sie aus. Natürlich wurden hier keine Krokodile ihrer Haut beraubt – im Gegenteil – das feine Rindsleder erhielt eine entsprechende Prägung und Lackglanz. Die Formen der Taschen variieren von klein und Clutch bis geradlinig und zu einer mittleren Größe. Gwyneth heißen sie und Crossbody. Die klaren Formen kommen durch die perfekte Verarbeitung in reiner Handarbeit richtig zur Geltung und überraschen mit funktionalen Designs; die sorgfältig gestalteten und mit Bedacht eingesetzten Elemente aus Horn adeln die Accessoires. 

Für diese Kollektion arbeiteten Bradaric und Ohmae mit der in Wien Fünfhaus ansässigen Hornmanufaktur Petz zusammen. 

 Das Horn – ein Nebenprodukt der Tierhaltung – wird zum Blickfang. Seine vielfältigen Farbverläufe und Maserungen sind abolut unikat. Auf Hochglanz poliert und in spannende Formen gebracht, ergänzen sie die Ledertaschen perfekt. Für die weichen und absolut nicht eintönigen Formen hat man sich von Alexander Calder inspirieren lassen. 

 „Wir haben erstmals auch Kleinlederwaren in unsere Kollektion aufgenommen“ – erfahre ich von den Designern und bekomme Geldbörsen in verschiedenen Größen und Formen gezeigt. „Und es gibt einen Knoten aus Horn, der den Zipp einiger Exemplare ziert“. 

Wow – das sieht großartig aus. Wie formt man einen Knoten aus Horn, will ich wissen – kann man Horn überhaupt formen? Ja – man kann – für die Produktion der Hornelemente muß das Horn sowieso geformt werden. 

„Wir haben einfach versucht, schmale Streifen zu verknoten – was nicht so einfach ist, erklärt mir Tanja Bradaric. Immerhin muß das Horn dafür in heißem Öl erwärmt und erst danach von Hand geformt werden. 

Schön sehen sie aus, die kleinen Details – kein Stück gleicht dem anderen – natürliche Materialien besonders gestaltet. 

 Überhaupt haben es den beiden Knoten und Flechtarbeiten offensichtlich angetan. Das bereits erwähnte Wiener Geflecht – eigentlich aus Rattan – haben Bradaric und Ohmae auch in Leder ausprobiert – der Breuer’sche Freischwinger steht zum Testen im Showroom und ähnliche Details finden sich auch in aktuellen Handtaschen - Kollektionen wieder. 

 Für andere Taschenmodelle wurden Henkel aus Leder in Makramee-Technik geflochten – das macht sie stabil und besonders. Ich kann mir vorstellen, dass die Henkel eine besonders schöne Patina bekommen. 

 Wie entwerfen die beiden Designer eigentlich interessiert mich.... Sie lachen beide. Ja, es gibt Skizzen – die meiste Entwurfsarbeit und Produktentwicklung passiert heute jedoch am Computer – hier kann man in 3D gestalten und ständig neue Änderungen einfügen – bei Handskizzen ist das nur schwer möglich und mit großem Aufwand verbunden. 

Der Computer ersetzt jedoch keineswegs das Hirn oder die handwerklichen Fähigkeiten. Handwerk und Handarbeit sind den beiden extrem wichtig – sie probieren selbst aus, fertigen Prototypen und erkunden Möglichkeiten des Materials selbst und von Hand. 

„Das muß man selbst spüren und wissen, wie es funktioniert, sonst kann man dem Handwerker, der die Tasche dann herstellt, nicht sagen was genau und wie im Herstellungsprozess passieren soll. 

 Vertrauen ist wichtig – meinen die beiden noch – sowohl zu die italienischen Lieferanten des feinen Leders als auch in die Produzenten. Wenn alles passt, werden unsere Ideen in den neuen Kollektionen perfekt umgesetzt – für uns immer wieder eine Möglichkeit, auch selbst Neues zu lernen. 

Offensichtlich kommen die Taschen und Kleinlederwaren auch bei den Kunden sehr gut an. SAGAN Vienna stellt mit den WIEN PRODUCTS jährlich mehrmals in Paris auf der Maison et Objet und der Premiere Classe aus. Heuer haben die beiden auch in Tokio und Osaka ihre Kollektionen präsentiert – der große Erfolg hat sie beide überrascht, sagen sie mir zum Abschied.  

 Wo kann man die Designs eigentlich kaufen – möchte ich unbedingt noch wissen.... 

„Bei uns kann man natürlich persönlich nach Absprache – also by Appointment – kaufen - unser  Onlineshop www.sagan-vienna.atist 24/7 geöffnet und in Wien bekommt man SAGAN Designs bei den Österreichischen Werkstätten, im Imperial Shop und über die Homepage der Hornmanufaktur Petz“. 

 Ich verlasse die beiden und spaziere durch die Gutenberggasse  - die Qualität der Produkte ist jedenfalls einen Spaziergang zu den Designern wert!