Zeig mir Deine Kunst - ich will wissen, wer Du bist!

Zeig mir Deine Kunst und ich weiß, wer Du bist! Manchmal erschließt sich der Charakter der Bewohner tatsächlich über die Wandbehängungen ihrer Behausung – oder das, was so an Kunst in der Gegend rumsteht. Das ist natürlich eine völlig ungebührliche Beschreibung dessen, was einem lieb und teuer ist – nicht monetär – eh schon wissen. Folgt man den Aussagen von Beuys, ist jeder ein Künstler und Vieles Kunst, was im Allgemeinen angeboten wird. Ich habe Freunde, bei denen hängt richtig gute und viel Kunst in der Wohnung. Meist beschäftigen sie sich auch beruflich mit solchen Dingen – andere haben privat große Freude damit und wiederum andere handeln mit Preziosen der Bildenden und Angewandten Kunst. Sicher ist es eine Geschmacksfrage, was man schön findet und was nicht. Und es sollte zum Rest der Behausung passen – wenn möglich. Von Barock über Biedermeier bis zu Contemporary ist alles vertreten. Bilder, Grafiken und Skulpturen sind eher als Schmuck und Aufwertung des Domizils zu verstehen, man hält Zwiesprache mit ihnen – sie werden ein Teil des Ganzen. Stille Mitbewohner. Und dann gibt es noch die Kunst, die man auch täglich verwenden kann. Tafelkultur ist zum Beispiel ein Thema- da kann man richtig investieren und einfache Mahlzeiten als wahre Hochkultur zelebrieren. (Ich weiß ziemlich genau, wem jetzt beim Lesen die Mundwinkel nach oben gehen und Sternchen in den Augen glitzern.)

Kunst hat neben einer Aussage immer auch etwas mit Genuss zu tun. Und mit Wert. Manchmal sogar mit Wertanlage. Sammler umgeben sich gern mit dem, was ihnen lieb und teuer ist. Andere brauchen dringend Kunst daheim, damit sie etwas gelten bei jenen, die zu Besuch kommen. Oft werden in solchen Fällen Kunstwerke von anderen ausgesucht.

Schaut man sich alte Fotografien an, sieht man oft Massen von Bildern an einer Wand – es gehörte in bestimmten Bevölkerungsschichten schlichtweg zum guten Ton, sich mit Kunst zu beschäftigen, Ausstellungen zu besuchen, Musik und Theater waren unabdingbarer Teil des täglichen Lebens.

Heute liefert das TV bunte Bilder ins Haus – leider in erschreckendem Maße auch echten Mist. Und Kunst bekommt man auf Postkarten, Plakaten und eingerahmt in echt chinesische Kunststoffrahmen - im Dutzend billiger. Ganze Onlineplattformen werfen mit klugen und weniger klugen Sprüchen um sich, die man daheim als Folienschriftzug über’s Kanapee kleben kann. Da sieht man – Kunst und Kommerz hängen doch zusammen.

Ich mag Bilder und Skulpturen zu Hause. Einige darf ich mein Eigen nennen, mit 20 begann ich, Kunst zu kaufen. Und ich habe Künstlerfreunde, die mir eigene Arbeiten schenkten. Kunst ist mir wichtig im Leben – sie bereichert es auf ihre ganz eigene Art. Es ist nicht egal, welches Bild wo hängt oder wo eine Skulptur steht – da gibt es die richtigen Plätze dafür. Jeder Umzug war eine neue Herausforderung. Manchmal komme ich an einem klitzekleinen Bild vorbei – einer 5x5cm Leinwand mit Malerei meines Patenkindes.  Wenn ich das sehe, geht auch an trüben Tagen die Sonne auf, dann bin ich überzeugt: UND ALLES WIRD GUTh!

 

 

Raum und Zeit

Ein Freund keuchte oft ins Telefon, wenn er nach dem 5 Klingeln endlich am Apparat war SORRY- ICH WAR IM WESTFLÜGEL – das dauert, bis ich zum Telefon gerannt bin. Was folgte, war ein herzhafter Lacher – kannte ich doch seine Wohnsituation.

Heutzutage trägt man das Mobiltelefon ständig mit sich herum und kein Anrufer errät, wo sich der Gesprächspartner gerade befindet, während man telefonierend die Behausung durchschreitet.

Viel Platz zum Wohnen ist herrlich – dachten sich schon Königs und Grafs von und zu Tralala, wenn sie sich Schlösser, Burgen und Herrschaftshäuser erbauen liessen. Vor allem Platz für’s Personal war vonnöten, dienstbare Geister brauchte man für jeden Handgriff. Heute räumt man seinen Dreck meist selbst weg. Auch sonst wohnt man anders. Praktischer, leichter beheizbarer, nachhaltiger und umweltschonend passiv. Mancher liebt seinen Altbau mit Viermeterraumhöhen, mancher eher das quadratisch-praktische Wohnen im Neubau, andere wiederum schwören auf das Eigenheim als Ganzes mit Garten und Auslauf für Kind und Hund.

Vor allem beim Zusammenleben stellt sich die Frage: Wieviel Raum braucht der Mensch zum Leben? Platz ist zwar bekanntlich in der kleinsten Hütte und wenn man jung ist (und vielleicht noch verliebt dazu) lebt man gern auf kleinstem Raum und ernährt sich ausschließlich von Luft und Liebe. Wird man älter, folgt die Erkenntnis, dass es sich auf mehr Quadratmetern recht komfortabel lebt. Auch Ehepaare gehen sich ganz gern mal aus dem Weg. Oft werden ehemalige Kinderzimmer dann zu Räumen, in denen Hobbies ausgelebt werden oder man sich einzeln zurückziehen kann. Bei Schnarchnasen gibt es sogar getrennte Schlafräume wegen nächtlicher Lärmbelästigung. Ich mag es, wenn jeder in einer fixen Gemeinschaft seinen eigenen Rückzugsort hat. Dort kann er lesen, die Wände bemalen, wie es ihm gefällt, sich in Dekorationen austoben und ganz er selbst sein.

Viel Wohnraum gibt sprichwörtlich viel Raum zum Wohnen und Leben. Wenn der Blick dann auch noch über unverstellte Flächen schweifen kann, ist das grandios - die Seele atmet auf. Meine zumindest. Ich habe viele Jahre in Internatszimmern und Studentenwohnheimen mit 3-5 Mitbewohnerinnen auf 12-20qm und Stockbetten gewohnt, später auch gelegentlich in WGartigen Gemeinschaftsbehausungen.

Irgendwann hatte ich genug davon. Ich bin ein Wohnmensch, der zwar gern andere um sich hat – glücklich bin ich aber vor allem beim Wohnen allein. Nicht, weil ich rücksichtslos wäre gegenüber Mitbewohnern oder menschenscheu. Nein, ich genieße einfach meinen Wohnkosmos. Der hat sich über Jahre entwickelt und ist mir wichtiger als irgendwelcher Konsum. Ich habe zig Umzüge gemeistert, unzählige Quadratmeter eigenhändig renoviert von Fußböden schleifen, Belag verlegen, Wände spachteln und malen, Küchen selbst bauen, Lampen montieren, Eiskästen anschließen bis hin zum Bepflanzen der Freiräume. Und viel gelernt – natürlich auch aus Fehlern.

Irgendwann wusste ich genau, wie ich leben will. Mies van der Rohe und die Bauhausmeister haben Wohnräume gestaltet, denen ich schon in frühester Jugend verfallen bin- Weimar und Dessau waren ja sehr nah. Die Villa Tugendhat ist für mich ein Stück großartiger Baukultur – innen und außen. Zum Glück gibt es auch hierzulande tolle Architekten, die schon vor über 20 Jahren superschöne Behausungen gebaut haben mit Bauherren, denen Details wichtig waren. Ich danke vor allem dem Zufall, der mich in ein solches Gebäude gebracht hat.

Wenn ich vom Süd- in den Westflügel gehe, die Sonne scheint und der blaue Himmel zum Greifen nah ist, weiß ich: UND ALLES WIRD GUTh!

There is music in the air

Guten Morgen, Guten Morgen, Guten Morgen Sonnenschein! Und schon geht einem das Lied nicht mehr aus dem Kopf – Nana Mouskouri sei dank.

Heutzutage gibt es ja viele Quellen, aus denen Tag und Nacht Musik tönt. Begonnen mit Radioweckern setzt sich das musikalische Potpourie fort mit einer Stereoanlage und vielen Boxen bis hin zu Lautsprecherzubehör für Smartphones oder IPods. Seit ein paar Jahren kann man auch mittels Bluetooth streamen. Mit den richtigen Songs tanzt es sich leichter beim Staubsaugen oder man wirbelt den Staubwedel als Luftgitarre zu Joe Cocker selig.

Auch ein Rachmaninov Klavierkonzert eignet sich hervorragend zur Beglückung nach einem guten Tag – andere bevorzugen das Ratpack oder die Schlager der 60iger– jedem seinen ganz persönlichen Musikgeschmack.  

Gut, wenn man sich zu Hause Wunschmusik aussuchen kann und nicht zwangsbeschallt wird wie im öffentlichen Leben - inklusive Werbung... Die Liebe zu Langspielplatten zaubert sogar wieder Plattenspieler auf den Markt, die ein Vielfachens kosten, was man annehmen möchte. Wo kommen denn richtig gute Töne raus?

Dieter Burmester war einer, der sich über 45 Jahre nicht nur seiner selbst gespielten Musik, sondern auch und vor allem der Luxusklasse von Audiosystemen verschrieben hatte und großartige Geräte entwickelte. Unglaublicher Klang – handmade in Germany.

Da fühlt es sich beim Hören an als säße man im Goldenen Saal und höre die Philharmoniker live – ohne die Schnaufer dazwischen und die Hüstelei der Vordermänner. Die Geister geraten ja in Aufruhr und es entflammen Streitereien um die Akustik und Qualität des Gehörten. Bei Streamingdiensten und aus dem Telefon hört man angeblich nur einen Teil der wahrhaftig gespielten Töne – damit die Daten nicht so umfangreich werden, kappt man diese einfach. Wahrscheinlich reicht das für die meisten – Kenner bevorzugen jedoch Musikquellen, die alles –aber auch alles wiedergeben, was aufgenommen wurde. Das ist so vielschichtig, dass man geradezu berauscht in seinem Sessel versinkt und in Tönen badet.

Herrlich. Mancher Musik ist wahrscheinlich mit dem Stream Genüge getan – da ist es besser, wenn man nicht noch mehr davon hören muß. Manchmal ist jedoch auch Stille notwendig. Trotzdem kann man sich berauschen lassen, während andere- Nachbarn zum Beispiel -  ihre Ruhe haben wollen. Kopfhörer machen es möglich. Nein – nicht diese Dinger, die man zum Telefonieren benutzt. Richtig gute Kopfhörer. Sennheiser zum Beispiel oder beyerdynamic. Die verdecken im Ernstfall das gesamte Ohr und blenden alle Geräusche rundherum aus. Auch gut. Es gibt ja Manschen, die gehen mit diesen Kopfhörern durch die Stadt mit durchaus nachvollziehbaren Gründen....

Egal, welche Töne man am liebsten hat und aus welcher Quelle sie kommen – wichtig ist - im richtigen Augenblick laut und voller Inbrunst mitzusingen. Denn genau in diesem Moment weiß man UND ALLES WIRD GUTh!

Ich bin dann mal weg - vom Verschwinden in begehbaren Kleiderkästen

Hilfe, ich habe nichts anzuziehen - ein Schrei, den bevorzugt männlicheMitbewohner immer wieder zu hören bekommen und in unbeobachteten Momenten mit einem Stoßgebet zum Himmel bedenken. Kleiderkästen, die überquellen und angeblich nichts Passendes zu bieten haben – die moderne Menschheit hat manchmal sonderbare Probleme. Widmen wir uns einmal nicht dem Inhalt – da würde ich mich auf hauchdünnes Eis begeben und könnte getrost einige Adressen aus meinem Freundeskalender streichen- sondern dem Drumherum der Kleidung.

Ich möchte heute das Behältnis – die Wohnstatt der langen und kurzen Kleider, der Blusen, Hosen, Röcke, Dessous, Schuhe (!) und wasweissich betrachten. Man kann ja seine Kleider auf diverse Art und Weise aufbewahren – ein Freund hatte seine gefühlt 400 Krawatten seinerzeit im Korridor auf schmale Wandleisten drapiert – farblich wohlgeordnet waren die ein echter Augenschmaus wenn man sein Haus betrat. Die 50 Anzüge und 200 Hemden, Schuhe, Socken und der Rest waren fein säuberlich hinter Schiebetüren gelagert. Das hatte etwas Feierliches, wenn man sein heiliges Boudoir betrat. Da wurde Anziehen zelebriert.

Begehbare Kleiderkästen sind anscheinend generell en vogue – seit der Heineken Werbung weiß man auch, wie so was bei Männlein und Weiblein in der Vorstellung existiert.

Wer seine textilen Hüllen jedoch in einem nicht begehbaren Kleiderkasten verstaut, hat meist einen Pax (Friede Deinen Kleidern) oder etwas Ähnliches zu Hause herumstehen. Schiebetüren sind cool finde ich, nehmen keinen Platz weg – die schiebt man einfach auf die gerade nicht einzusehende Seite. Apropos einsehen – Licht flackert immer öfter auf in den Tiefen der Kleiderkästen. Alles soll seinen Platz haben in Fächern, Laden, auf Stangen und ausziehbaren Teleskophaken. Die Schrankindustrie erfindet immer neue Sachen, damit wir Ordnung halten können und nicht ausschließlich auf die mit Wochentagen bezeichneten Unterhosen angewiesen sind. Da gibt es ganze Armeen von Ordnungshütern, Sockensortierern, Trennfächern und Schuhaufbewahrungskisten mit aufblasbaren Stiefelschäften. Spiegel scheinen auch unerlässlich wichtige Attribute der Schrankkunst zu sein, schließlich will man ja wissen, wer die Schönste im Land, Bundesland, Stadt, Bezirk oder Straße ist. Das Ganze kommt dann edel verpackt in einem Möbel daher, das auch  noch schön gestaltet ist. Moltenis Gliss Master von Vincent van Dysen wurde gerade in vielen einschlägigen Gazetten gewürdigt – ein System, das sich einfach und unauffällig – technisch jedoch ausgeklügelt, in vier Wände einfügen kann und eine echte Wertanlage darstellt.

Früher hatte man eine Truhe und einen Kasten für das Gewand. Hat auch gereicht. Heute braucht es ganze Zimmerfluchten für die Textilablage. Apropos Flucht – wo versteckt sich denn heute der Liebhaber, wenn überraschend der gehörnte Gatte heimkommt? Ist der Kleiderkasten immer noch der bevorzugte Rückzugsort?

Am besten, man räumt mal ordentlich auf – in jeder Beziehung – also innerhalb und außerhalb des Kleiderkastens, damit man beruhigt in das noch junge Jahr starten kann – überzeugt davon: UND ALLES WIRD GUTh!

Bücherstapel und Leseräume

Heiligabend. Bescherung. Na – wie duftet es – das Papier des neuen Buches?

Ah – Sie lesen elektronisch...soso. Für den Urlaub oder die U-Bahn finde ich das eine wunderbare Erfindung – für Lesestunden zu Hause bevorzuge ich das plastische Exemplar aus Papier.

Am besten Hardcover mit Leineneinband und Lesebändchen. Hach, was ist das für ein Vergnügen, Seiten umzublättern, das Papier zwischen den Fingern zu spüren – Buchgestaltung, Satzspiegel und Illustrationen zu genießen. Ein wahrlich haptisches Erlebnis neben dem Lesegenuss.

Hat man das Werk verschlungen – mit den Augen und dem feinen Geist - gesellt es sich zu Seinesgleichen in die häusliche Bibliothek. Ich erschrecke immer, wenn ich in Wohnungen komme, in denen keine Bücher zu sehen sind. Schreckliche Vorstellung so ganz ohne Geschichten, Romane, Krimis, Gedichte und bibliophiles Fachwissen leben zu müssen – nie spontan in einem Rilke-Band blättern zu können, um die letzte Triest-Reise in Erinnerung zu rufen – oder zum hundertsten Mal im Briefwechsel Strauss - Hoffmannsthal nachzulesen, was sich diese beiden Genies zu sagen hatten ; nochmal Tränen zu lachen bei Rainer Nikowitz’ Nachtmahl, Agatha Christies Hercule Poirot oder Miss Marple beim Lösen ihrer Kriminalfälle über die Schulter zu schauen.....

Bücher begleiten mich durch mein gesamtes Leben- manche haben tatsächlich 20 Umzüge erlebt ohne ausgemustert zu werden und einigen Möbelkistenschleppern fast einen Bandscheibenvorfall beschert. Ich will sie sehen – diese stummen Begleiter – täglich. Deshalb stehen sie bei mir ungefähr nach Genre geordnet in Regalen. Billy. Simpel. Praktisch. Zurückhaltend. Funktional. Die noch Ungelesenen stapeln sich auf einem kleinen Tisch. Halb gelesene ebenda und neben dem Bett.

Lustig finde ich ja die Bezeichnung Coffeetablebook. Anfangs habe ich nicht begriffen, was das bedeuten soll- ich glaubte, das seien Backbücher. Aber nein, das ist Dekoration im Großformat - damit der Besucher gleich beim Eintreten sieht, dass die Bewohner auf der Höhe der Zeit sind, was Reisen, Design, Mode und so angeht.

Nichts gegen Bildbände – es gibt grandiose Fotobildbände, Reisebücher etc. – die finde ich super! Aber Coffeetablebooks ist schon böse Scheinwelt – die liegen bloss in der Gegend rum. Werden ausgemustert, sobald sich der Geschmack geändert hat, was ja schnell mal der Fall ist.

Ganz anders dagegen sind Bücher in Bibliotheken. Das sind magische Orte – schon allein die Einrichtung sagt viel über ihre Nutzer aus. Stiftsbibliotheken wie die in Admont oder Melk – um im Lande zu bleiben – sind beeindruckend- auch die Nationalbibliothek ist nicht von schlechten Eltern. Kunstvoll geschreinerte Holzkonstruktionen beherbergen tausende Bücher, quadratmetergroße Gemälde am Plafond und in Öl auf Leinen illustrieren Leidenschaft für Gedrucktes huldigen Erfindern und Gelehrten. Hier lärmt niemand sinnlos herum. Es gibt sogar eigens für Bibliotheken entworfene Möbel- die berühmte Bankier-Lampe mit dem grünen Schirm oder der Wiener Leiterstuhl sind bis heute in Verwendung, bzw. werden vielfach kopiert. Man huldigt dem Stoff, der süchtig macht - dem Buch.

Ich nehme mir jetzt auch eines zur Hand und tauche ab in eine andere Welt – denn am Ende fast jeder Geschichte wissen wir: UND ALLES WIRD GUTh.

 

 

Lebst Du noch oder kochst Du schon?

Die besten Parties finden hier statt, das täglich Brot gibt sie uns heute und Butter obendrauf. Die Küche. Mekka der Nachtwandler, Gral der Hobbyköche, von denen es ja eine Menge gibt und Mittelpunkt jeder WG.

Wie sieht sie aus – die perfekte Küche? Profis meinen, vor allem kurze Wege sind wichtig – Utensilien sollten griffbereit,  Eiskasten und Herd in rückenschonender Höhe angebracht sein. Find ich auch. Es darf durchaus ein Dunstabzug schlechte Gerüche absaugen und einige wenige Geräte das Leben des Kochs erleichtern. Bei Oma spülte man noch von Hand – ich habe das bis vor 10 Jahren auch gemacht, hat keine bleibenden Schäden hinterlassen. Heute lässt man von Miele oder Bosch, AEG oder Wemauchimmer spülen. Hauptsache sauber.

Vor der Reinigung kommt aber das Kochen. Das Beste überhaupt, was man in der Küche machen kann, wie ich finde. Vor allem für gute Freunde, die etwas Anständiges auf dem Teller und im Glas zu schätzen wissen.

Es braucht dazu freie Flächen zum Arbeiten und eine richtig gute Kochstelle. Ich habe jahrzehntelang mit Gas gekocht. Ein Traum! Jetzt gibt es einen E-Herd mit Glaskeramikdingens. Auch ok – an Gas kommt es aber nicht heran. Die Freaks unter den (männlichen!) Köchen haben einen Herd, der gut und gern einen mittleren Kleinwagen kostet – mit Elektroantrieb und Gas. Selbstredend ergänzt das Wunderwerk ein Teppanyakigrill, der im Ernstfall für die Steaks infrage kommt. Selbst Dampfgarer sind fast normal – gesmokt wird inzwischen allerorten und Warmhalteschubladen gibt es, die man sogar zum Vorwärmen der Teller nutzen kann – das ist schon fast zu viel des Guten.

Wobei die Ausstattung nicht unbedingt großen Einfluß auf die Qualität des Essens hat – wie die 3 Herren von Ochs im Glas zu dienstäglichnächtlicher Stunde im TV beweisen, die einen ganzen Ochsen mit Minimalausstattung im Freien verkochten, augenscheinlich großes Geschick bewiesen und viel Spaß dabei hatten.

Schön sind sie schon, die Designküchen vor allem auf Fotos - da stehen sie unbenutzt in der Gegend herum und sehen sehr edel aus. Boffi produziert wirklich beeindruckende Exemplare aus Holz, Stein, Beton, Stahl und Corean..... Wobei – die italienische Mamma kocht ja auch für große Familien. Hierzulandefürchte ich, gibt es viele Schauküchen-da darf kein Sugo explodieren oder sich die Rote Rübensuppe über das Ambiente ergiessen – das wäre fatal. Die sind zum Betrachten und Bewundern da – wie ihre Bewohner.  

Und kochen macht ja erst richtig Spaß, wenn man große Töpfe mit besten Zutaten füllen kann – wenn eine ganze Lammkeule niedriggart im Backrohr während eine Etage darüber Vorspeisen und Beilagen vorbereitet werden. Kochen ist für mich einerseits reine Entspannung und ein intimer, sehr kreativer Prozess. Deshalb hängen in meiner Küche Bilder an den Wänden, echte – versteht sich. Auch der Blick aus dem Fenster tut gut- spätestens wenn man frische Luft braucht. Ich kann mich immer wieder freuen über Schubladen, die sich wie von Zauberhand schließen – leise und ohne zu murren und über simple Helferlein, die zu Diensten sind. Gesellschaft ertrage ich nur ungern beim Kochen.  

Herrlich - wenn die Töpfe klappern, es brodelt und vor sich hin simmert, man sich wie nebenbei in den Finger schneidet oder selbigen verbrennt und die Welt trotzdem nicht untergeht – das ist irgendwie Leben.

Also - ich will in meiner Küche richtig kochen, vor allem mit hervorragenden Zutaten, damit es wunderbar duftet, wenn die Freunde kommen und man als Gastgeberin weiß: UND ALLES WIRD GUTH!

 

 

Bodenhaftungen

Same procedure as every year. Während Miss Sophie bequem am Tisch Platz genommen hat und das Nachtmahl zum Jahreswechsel im Kreise ihrer imaginären Freunde und Liebhaber einnimmt, verliert James immer mal wieder die Bodenhaftung – niemals jedoch die Contenence.

Ok, Tiger- oder Bärenfelle sind heutzutage eher bei Familie Großwild – Jäger die bevorzugten Bodendecker – unsereins bemüht sich um ethisch korrekte Auskleidung des Fußraumes der eigenen vier Wände.

In Wien liebt man ja Sternparkett in Kombination mit Flügeltüren und Lobmeyr Lustern in schwindelerregender Deckenhöhe. Es grüßt der Kaiser, verbreitet auch der Biedermeier oder zumindest ein Vertreter der Wiener Werkstätte. Damals war alles massiv, von edlem Material und möglichst speziell gestaltet. Loos konnte das gut. Hoffmann auch. Oswaldt Haerdtl ist mir in diesem Zusammenhang sehr nahe. Nach Krieg und zweiter Republik wurden Gemeindebauten errichtet – allerorten mit mehr oder weniger viel Design. Bis heute prägen praktische städtische Wohnkomplexe ganz Wien neben alten und ganz modernen Wohnbauten.

Was haben Herr und Frau Österreicher so am Boden liegen? Worauf wandeln sie privat? Offensichtlich braucht es bei jedem Bodentyp noch irgendwie etwas obendrauf. Einen Teppich. Bitte Perser – falsch oder echt ist wurscht. In den Siebzigern war es definitiv der hochflorige nichtpersische Flokati – zusammen mit Oliven und Ouzo aus dem Griechenlandurlaub mitgebracht. Man mag es fußwarm oder aber eine Liegestatt vor dem Kamin......

Ich stehe ja lieber auf purem Holz. Je purer – desto besser. Nachdem das Industrieparkett meiner Behausung geschliffen werden mußte, wählte ich vor einem Jahr eine Ölung statt Versiegelung des Bodens. Was soll ich sagen – hundertzueins. Ein unglaubliches Gefühl – wenn man gern blossfüssig durch die Wohnung läuft. Man spürt förmlich das Holz – im Sommer ist es angenehm kühl - im Winter warm. Den Pflegeaufwand nimmt man dafür gern in Kauf. Ich mag das kleinteilige Holzpuzzle nicht mit einem Teppich verdecken – außerdem fürchte ich mich vor Bauchlandungen über die Teppichkante.

Woanders finde ich Teppiche durchaus passend, zuweilen sogar richtig schön. Es gibt derzeit scheinbar einen regelrechten Teppichboom. Da konkurriert reine Wolle mit Seide, werden shabbychique Teile, die aussehen, als hätten sie schon hundert Jahre auf dem Flor am Boden ausgebreitet. Jan Kath – ein spannender Teppichdesigner aus Deutschland hat wesentlich zum hippen Erscheinungsbild des in unglaublichen Motiven und Mustern daherkommenden Bodenbelags beigetragen. Da räkeln sich ganze Firmamente ebenerdig, Handwerker vieler Länder stecken ihre Fingerfertigkeit und Liebe hinein. Das äußert sich nicht nur im Erscheinungsbild sondern auch im Preis. Eine Wertanlage.

Man möchte sich mit dem Teppich aufschwingen und losfliegen – dorthin, wo die Knüpfer sitzen und zigtausende Knoten auf Quadratzentimeter zaubern. Eine Traumreise mit dem fliegenden Teppich. Die Welt von oben betrachten, ihre Schönheiten genießen, kurz innehalten im Lärm der Welt, darauf vertrauend: UND ALLES WIRD GUTh!

 

Drum dusche wer sich ewig bindet

Körperpflege ist in einer zivilisierten Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit, wenn man nicht vollkommen vereinsamen möchte.

Das sogenannte Tröpferlbad ist bis auf Einzelexemplare fast ausgestorben – so gut wie jede Wohnung verfügt heute über eine Nasszelle. War das Bad bei Familie Mundl noch Teil der Küche, ist es inzwischen aufgestiegen im Wohnolymp. Manchmal als Privat Spa mit gefühlt hundert Quadratmetern Fläche, wenn man Hochglanzillustrierte konsultiert. Oder Teil des Schlafzimmers mit offener Terrasse und so.  

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Wasser im Schlafzimmer haben will und auf der offenen Terrasse ein Vollbad nehmen würde – es schaut aber immer exorbitant grandios aus.

Wahrscheinlich scheiden sich da die Geister, was die Reinigung angeht – auch hinsichtlich Badewanne oder Dusche. Beides eine großartige Erfindung. Die Badewanne verspricht zuerst einmal absolute Entspannung mit Schaumbergen, Düften und dem erholsamen Schlaf bis das Wasser kalt ist....

Ein besonders schönes Exemplar davon hat Philipp Bruni für die Schweizer Betonspezialisten dade-design kreiert – freistehend – fast schwebend – Beton in seiner schönsten Form – zumal das Material die Wärme speichert- man schläft länger....

Die großen Badmarken von Agape über Grohe bis Kaldewei rittern um die schönsten Badebehältnisse – mit Massagedüsen, rund, eckig, oval – selbst aus Holz gibt es sie.

Ich höre aber schon die andere Fraktion laut aufstöhnen – „was das soll mit dem Wannenbad – duschen ist viel gesünder und außerdem- der Energieverbrauch, das Wasser.....“ Auch die hat recht – eine Körperreinigung unter der Dusche ist perfekt. Geh Dich brausen! (Was hierzulande ja eher eine ernst zu nehmende Mitteilung unter Nichtfreunden ist.)

Da steht man also unter der Regenwaldbrause, sanft plätschert das Wasser auf’s Hirn, es soll ja schon Duschen mit Licht und Musik geben – kurzum – Dein Bad schreit Dir zu „Let me entertain you!“ Die Wände sind mit Fliesen von Glas bis Keramik, von wutziklein bis Riesenformat beklebt, Luft- und Wassertemperatur sind ferngesteuert, der Spiegel beschlägt auf wundersame Weise nicht mehr, die Heizung ist im Fußboden verstaut – der Handtuchwärmer in Reichweite.

Steigt man also aus der Wanne oder der Dusche – vom Schmutz des Tages/der Nacht befreit, öffnet Cremetiegel, legt eine Maske auf und überlegt, welche Nagellackfarbe zum heutigen Tag passt.....klopft es laut an der Tür und es erschallt leicht ungehalten die Frage – wie lange das denn jetzt noch dauern würde. Dann lächelt man sich selbst im Spiegel zu, schlüpft in den Bademantel, öffnet schwungvoll die Tür mit den Worten – „Bin schon fertig!“ in der Gewissheit: UND ALLES WIRD GUTh.

 

Bettgeschichten

Diejenigen unter uns, die mit überbordender Phantasie ausgestattet sind, befinden sich gerade im Spätabendprogramm ihres Kopfkinos. Die anderen haben möglicherweise Ringe unter den Augen, weil sie nächtens kein Auge zugetan haben (starke Grippe mit Hustanfällen, hungrige Säuglinge, einfach durchgemacht/Arbeit, einfach durchgemacht/Party.) oder einfach schlaflos im falschen Bett.

Angenommen – es war ein perfekter Tag, alles lief bestens, man ist müde aber zufrieden oder gar glücklich ob beruflicher Erfolge, war am Abend noch im Kino/Theater/Oper/Restaurant und fällt frisch geduscht ins Bett.

Wie müsste selbiges beschaffen sein, damit man gut schläft und ohne Rückenweh, steifem Genick etc. aufwacht?

Es gibt Menschen, die finden einen Futon superbequem. Wahrscheinlich machen die auch täglichYoga oder sind unter 30. Der nächste ist der Typ, der generell immer und überall gut schläft. Manche schwören auf Wasserbetten. Ich hatte vor Jahren mal das Vergnügen in Hamburg mit Blick auf die Binnenalster – also insgesamt sehr stimmig. Mein Schlaf war sehr bewegt, das Glucksen irgendwann in den Traum integriert  und am Morgen erwartete ich statt Frühstück die Übergabe vom Kapitänspatent. Hängematten fallen aus der Bewertung, da sie eher der Siesta unter freiem Himmel dienlich sind.

Kommen wir zu den Bett-Matratzenkombinationen. Boxspringbetten – wie zum Beispiel die luxuriösen von Hästens sind ja sehr en vogue. Prinz und Prinzessin von und zu der Erbse springen mit Anlauf in die Federn und genießen deren Sprungkraft. Mir selbst ist ja ein Durchschnittsbett ganz recht – Hauptsache unauffällig und eine supere Matratze, die meinen tagsüber verrenkten Körper während des Schlafes wieder gerade biegt.

Ein Freund mit Körperüberlänge hat sich sein Bett individuell von der in Wien beheimateten Firma Guut anfertigen lassen. Stolze zweimetervierzig misst das Teil in der Länge. Die Höhe von 70cm wäre für mich nur mit Anlauf oder einem Stockerl zu bezwingen, ein Zweimetermann findet das gerade hoch genug.  Das Bett hat keine Schrauben, beinhaltet beste Naturmaterialien, diverse übereinandergelagerte Matratzen, von denen ich mir nur die aus Rosshaar gemerkt habe – weil ich wissen wollte, ob die nachts auch wiehern kann.... Der Freund ist kein Cowboy aber glücklich und ausgeschlafen, sobald er seine Hochstatt verlässt.

Menschen wie Mimi, die ohne Krimi nicht ins Bett gehen, schwören auf ein bequemes Kopfteil, damit sie eine passende Kopfstütze haben, Kissen auftürmen und es sich so lesebequem machen können.

Ich war vor einigen Jahren extrem begeistert von meinem Krankenhausbett – bei dem man mit einem Knopfdruck die Position von Kopf und Fußteil verstellen konnte. OK – das nur am Rande – weil schlafen konnte ich da in Wahrheit wenig - frisch am Knie operiert, war es eher ein Ruhen auf hohem Niveau.

Also – egal wie es aussieht und woraus es besteht - das Allerwichtigste im Bett ist nach wie vor der gute Schlaf mit einem bunten Traum, der uns glauben lässt UND ALLES WIRD GUTh!

Bohrinseln im Großstadtdschungel

Tage wie dieser – man war shoppen. Nein- diesmal keine Schuhe, nix zum Anziehen – nicht mal Kosmetik. Objekt der Begierde war eine Garderobe.

„Hang it all“. Mit lustigen bunten Kugeln. Von Charles und Ray Eames. Klassiker. Man weiß ja, was man seinen Mänteln und Jacken schuldig ist. Und schließlich soll auch der etwas schlamperte aber ansonsten sehr geliebte Mitbewohner wissen, dass es durchaus in Ordnung ist, die Oberbekleidung nicht über den nächsten Sessel zu drapieren, sondern aufzuhängen.

Frohgemut fährt man nach Hause und will alles gleich und sofort – eh schon wissen... Bittet man dann den männlichen Mitbewohner, das Ding doch bitte heute möglichst dauerhaft mit derWand zu verbinden, erntet man ein müdes Lächeln – der Krieger hat bereits den ganzen Tag im Job gekämpft – zudem plagt ihn ein Schnupfen – er ist praktisch am Boden mit der Energie und fertig mit der Welt – rien ne va plus.

Amfolgenden Wochenende hört man dann auf die Frage, ob es denn jetzt genehm wäre, die Garderobe.....ein JO EH. Diese zwei Worte bedeuten nichts anderes als „lass mich zufrieden, irgendwann mach ich das schon“ mit deutlicher Betonung auf irgendwann. Frau will es aber jetzt.

Ist der Holde aus dem Haus – greift sie zur Selbsthilfe und zur Bohrmaschine.

Die Behausung, in die man zog, ist nicht mehr begrenzt von altersschwachen Ziegelwänden, sondern weist massiven Beton auf. Zumindest die Wand, an die man alles hängen will, was sich Garderobe nennt.

Schnell zeichnet man sich mit Bleistift 4 Markierungen für die zu bohrenden Löcher und schon geht es los. Schön wäre es. Der Beton erweist sich als kratzbürstig und kräftezehrend. Vielleicht einen anderen Bohrer? Auch der Supersteinbohrer kommt nicht wirklich weiter- im Gegenteil, die Kräfte schwinden mit jeder Umdrehung und irgendwie ist man von der ursprünglichen Markierung ziemlich abgekommen. Na gut, erste Bohrung passt irgendwie. Die zweite schafft man fluchend in einer weiteren Viertelstunde.

Dann klingelt es. Vor der Tür steht der nette Nachbar. Ob er sich mal die Leiter ausborgen darf. Darf er – wenn er jetzt mal hilft. Mit großer Genugtuung beobachtet man, dass es auch ihm nicht ganz leicht fällt, während man lässig das Staubsaugerrohr mit links in Richtung Bohrstaub hält. Aber er schafft es – Dübel werden eingesetzt, die Garderobe an die Wand geschraubt. Dann verschwindet er mit der Leiter und dem Versprechen, das Geheimnis zu wahren.

Irgendwann kommt der Mitbewohner nach Hause und begutachtet staunend das Werk. Gelassen nimmt man die Bewunderung entgegen, lächelt in sich hinein – wohl wissend – UND ALLES WIRD GUTh.