Gelassenheit oder wie sich ein totes Huhn in Luft auflöst

Der Mensch strebt nach Höherem. Meistens zumindest. OK, in meinem persönlichen Umfeld schon irgendwie. Jeder hat Pläne - manche sind Kindheitsträumen entsprungen und manche entstehen erst mit fortschreitendem Alter. Manchmal wünscht man sich auch einfach, in Ruhe gelassen zu werden mit dem schneller höher weiter. 

Und doch sind es immer wieder Projekte, bei denen man sich selbst besser kennenlernt. Oft hält einem das Leben einen Spiegel vor's Gesicht und man erkennt, dass man sich mal wieder in einem Verhaltensmuster befindet. Zwei rechts, zwei links und dann zwei fallenlassen. Wäre es so einfach, das Leben wäre fad. Viel spannender ist es, sich im Zusammenspiel von mehreren sehr unterschiedlichen Charakteren zu beobachten und zu erkennen, wie wer funktioniert. Hat man sich auf ein gemeinsames Ziel verständigt, denken alle Beteiligten in allerbester Absicht in die vermeintlich gleiche Richtung. Da jeder jedoch eine ganz eigene Geschichte hat und seine ureigene Phantasie, kommen interessante Bilder zustande im Kopf jedes Einzelnen, die keineswegs deckungsgleich sind. In jeder Phase der Umsetzung wird ein anderer die Führung übernehmen und das Ganze durch die Stürme des Alltags lenken. Nur dann wird es gut - man trifft sich auf Augenhöhe und vor allem die Vielfalt der Gedanken lässt ein Projekt vielschichtig und erfolgreich werden. Zusammen ist man immer besser als allein und jeder Beitrag zählt - was vor allem mit Respekt zu tun hat.

Ein Mann, den ich sehr schätze und von dem ich viel wirtschaftliches Denken gelernt habe, hat mir vor 17 Jahren mal gesagt, dass man im Leben Demut und Gelassenheit braucht - neben einem gesunden Menschenverstand. Das mit der Demut habe ich relativ schnell begriffen - die Gelassenheit dümpelt irgendwo vor sich hin. Manchmal braucht es mehrere Stimmen, bis sie sich endlich zu mir bewegt.

Bin ich deshalb unentspannt? Ach was - Neugier kennt halt keine langsam vor sich hintröpfelnde Zeit und schert sich nicht um ewige Gedankenwälzerei - Spontanität und Ideen sprudeln nur so hervor, vermengen sich im gedanklichen Netzwerk und sind praktisch sofort und ziemlich zügig umsetzbar. Das hat enorme Vorteile - wenn man sich für Vieles interessiert und kommunikativ ist. Genau deshalb mache ich beruflich das, was ich am besten kann - kreativ und kommunikativ sein mit Menschen, die gestalten. Entweder ganz oder gar nicht - keine halben Sachen - Herzblut literweise. Und gern die volle Verantwortung. Perfekt soll es sein- das Ergebnis. Und pünktlich abgeliefert. Damit das passiert, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Weil - ich war noch nie mainstream oder Mittelfeld. NIEMALS.

Das ist der Punkt, an dem ich gerade arbeite.

Gelassenheit.

Wird schon. Es ist sehr entspannend. Wenn ich so weitermache, glaube ich an den ganzjährigen Urlaub beim arbeiten. Brauch ich nur noch das Meer mit dem Duft der Macchia. UND ALLES WIRD GUTh!

 

 

 

 

 

 

 

Jagdfieber nach dem ultimativen Schätzchen

Jeder hat seine bevorzugten Nah- und Fernversorger, wenn es um Waren des täglichen Bedarfs (bei manchen fallen Bücher und Schuhe in diese Kategorie) oder Dinge geht, die man gern hätte. Es gibt Geschäfte, die mag ich einfach - sie sind schön gestaltet, die Verkäufer lassen mich in Ruhe schauen und sind bei Fragen kompetent und wissen, wie man Dienstleistung buchstabiert. Ich liebe Menschen, die wissen, wovon sie reden und die mir Geschichten über die Dinge erzählen können - also über den 0815 Tellerrand schauen. Gibt es nicht oft, wenn man lang genug sucht, trifft man sie im Handel - authentisch, bodenständig und doch mit einer besonderen Aura. 

Circa einmal im Jahr begebe ich mich jedoch in Jagdreviere, die ich nicht kenne - es ist ein wenig Abenteuerlust und die mich lebenslang begleitende Neugier nach Dingen mit Geschichte und den Menschen dahinter. Ich rede vom Handel im Halbdunkel unter freiem Himmel - dem Floh-, Antik- oder Trödelmarkt. Immer wieder erstaunt es mich, was da alles angeboten wird - dieses Erstaunen wird nur übertroffen von den Menschen, die jagen und sammeln, handeln und verhandeln. Ich werde aufgeklärt, dass man sehr früh da sein muß, wenn die Öffnungszeiten mit 8.00 Uhr angegeben werden, entlockt das dem Profi ein müdes Lächeln, zu dem ich mich um 4.30 Uhr in der Früh erst überwinde. Die ersten können aus dem besten Angebot wählen. Offensichtlich ist irgendwie alles erlaubt auf diesen Handelsplätzen, die sich schon mal über einige Hektar erstrecken können und auf denen sich die erstaunlichsten Typen aus Gegenwart und Vergangenheit herumtreiben.

Eines ist jedoch allen gemein - in ihren Augen leuchtet die Gier, von ihr sind sie angetrieben, wenn sie sich in aller Herrgottsfrühe mit Stirnlampe und Laufschuhen um die Angebote scharen. Gier in vielen Facetten....Neugier, Wissbegier und ja - auch die Habgier. Da wird gedrängelt und verhandelt,werden im Laufschritt mit Karren und Helfern die Schätze abtransportiert und an anderer Stelle einige Stunden schon wieder zum Verkauf angeboten... Da gibt es wirklich Trödel vom Dachboden und aus Verlassenschaften neben ausgesuchten Antiquitäten, Büchern, Möbeln und Sachen, die man nicht mal geschenkt haben möchte. Besondere Stücke wechseln etwas abseits im Flüsterton die Besitzer....

Zugegeben, ein ungewohntes Terrain - spannend ist es allemal. Ich liebe es, langsam über diese Megaplätze zu schlendern, Kurioses und Schönes zu entdecken und Dinge zu kaufen, die ich eigentlich nicht brauche. Das Beste allerdings sind die Gespräche, die ich mit den Verkäufern führen kann, die mir Geschichten - wahr und falsch erzählen, Preise verhandeln und ein Stück ihrer Lebensgeschichte preisgeben. Wenn die Füße schmerzen, kaufe ich mir eine rote Fassbrause (jaja, wir sind in Deutschland) und was zu essen - das ich schon als Kind mochte, setze mich irgendwo unter die Bäume an einen Tisch und genieße das Stimmengewirr um mich herum. Da wird gefachsimpelt und übertrieben, empfohlen und abgeraten, zu Eroberungen gratuliert und über die Zukunft spekuliert. Ein wenig fühlt es sich an wie Goethes Osterspaziergang...zufrieden jauchzet gross und klein - hier bin ich Mensch- hier darf ich's sein. An solchen Tagen bin ich mir ganz sicher - UND ALLES WIRD GUTh!

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schau genau 

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Moneypennys Schaltzentrale vs. Müller’s Büro

Einige sind echt antik. Andere stehen gern in Kaffeehäusern herum. Neuerdings auch in shared spaces und creative labs – die meisten jedoch fristen ein langweiliges Dasein in Büros von Beamten und Hofräten. Sogar der UHBP hat einen hinter der Tapetentür – munkelt man. Und da sind wir schon im Epizentrumder Macht.

Schreibtische – an sich ein Produkt, das man vom blaugelben Anbieter bis zum Exklusivmöbelhändler kaufen kann – mit kleinen und großen Unterschieden. An manchen von ihnen wird tatsächlich gearbeitet – an anderen Macht demonstriert. In mini tragen sie dazu bei, dass junge Menschen Schulaufgaben erledigen – manchmal rutscht ein Buntstift aus und gleitet – geführt von einer kleinen Hand munter über die Tischplatte – verwandelt echte oder unechte Oberflächen in Labyrinthe, aus denen man nur mit Zauberkraft entweichen kann-Phantasie in ihrer ursprünglichsten Form. Ältere Finger hacken meist nervös auf mehr oder weniger klappernden Tastaturen herum – die wenigsten Hände sind noch in der Lage schön zu schreiben – die kritzeln höchstens nervös Männchen oder noch nervöser Zahlen auf meist hässliche Unterlagen, die eine noch hässlichere Oberfläche vor Zerstörung schützen soll.

Schaut man sich mal um, gibt es auch technische Raffinessen bei Schreibtischen – hätte James Bond einen, könnte der sich wahrscheinlich zu Land, zu Wasser und in der Luft bewegen und hätte eine ewig junge Moneypenny eingebaut.... Da ja die Gesundheitsapostel immer wieder vor zu langem Herumsitzen warnen, gibt es Schreibtische, die man auch im Stehen bedienen kann – mit mechanischen oder – oha – auch elektrischen Aufzugsmotoren ausgestattet. Es gibt rechteckige Exemplare und geschwungene – manche lassen sich freiwillig aneinander ketten, um vielen Menschen nebeneinander und gegenüber Platz zu bieten- die befinden sich meist in Großraumbüros. Seit kurzem haben Banker der ERSTEN nicht mal mehr einen eigenen Schreibtisch – die setzen sich einfach an einen, der gerade frei ist wenn sie im Büro sind und nicht unterwegs. Schade eigentlich – denn ein wesentliches Merkmal von Schreibtischen sind ja die Dekorationen ober- und unterirdisch, an denen man dessen Nutzer erkennt. Familienfotos im Silberrahmen findet man eher im Chefbüro – der Boss zeigt was er hat und selten zu Gesicht bekommt. In anderen Abteilungen fristen Radios, mehr oder weniger lebendige Grünpflanzen, seltsame Stiftbecher mit noch seltsameren Aufschriften (Mäuse, Sprüche aus den 70igern) neben unübersehbaren Aktenstapeln, Ablagekästen aus vielfarbigem Kunststoff und Schalen mit Millionen Büroklammern ein trostloses Dasein beleuchtet von kaltem Neonlicht. Unterirdisch versammeln sich Lurch und Alltagsgegenstände in Schubladen. Tristesse.

Ich hab es ja gern anregend – bei mir sieht es immer mal wieder wild aus am Schreibtisch. Da stapeln sich Materialmuster neben Designjournalen, liegen Rechnungen neben meinem allwissenden Notizbuch. Es gibt aber immer freie Sicht auf den Bildschirm, die Tastatur ist ebenfalls unbelegt und dahinter spannt sich der Blick über ein paar Dächer ins Grüne bis zur Sophienalpe. Ein kleiner Eimer – rot mit weißen Punkten beherbergt mindestens 100 Stifte – bunte und solche mit Bleiminen, Scheren und ein paar Pinsel. Und daneben steht mein Lieblingskleber – Coccoina. Unschlagbarer Duft nach Mandeln – Suchtpotential seit Kindertagen. Hier ist meine Denkzentrale – die ernsthafte.

Manchmal denke ich auch draussen beim Unkrautjäten, das hat was Kontemplatives. Wenn mir Lösungen eingefallen sind, setze ich mich an den Schreibtisch. Es ist ein einsames Arbeiten  das ich sehr schätze. Jahrzehnte in Angestelltenbüros waren eine gute Erfahrung – Arbeiten hier ist ein Vergnügen: eigener Schreibtisch, eigene Perspektive, eigene Projekte. Wenn die Ideen, am Schreibtisch gesponnen, aufgeschrieben und mit genialen Partnern umgesetzt funktionieren, weiß ich: UND ALLES WIRD GUTh!

Kurvendiskussionen

Kurven können was. Manchmal ernten sie anerkennende Pfiffe oder gemurmelte Lobpreisungen ihrer Betrachter. Kurvenreiche Strecken in landschaftlich schönen Gegenden (kurz vor Kapstadt von der Gardenroute kommend oder zwischen Bosa und Alghero auf Sardinien zum Beispiel) lassen Cabriofahrerherzen höher schlagen und motorisierte Bikerboys sehnsüchtig Urlaubskalender konsultieren. Manchmal entstehen aus dem Nichts mittels PushUp Kurven – manchmal fiebert man in Kurven. Das Leben ist eben ein ständiges Auf und Ab.

In der Mathematik ist eine Kurve (von lat. curvus „gebogen, gekrümmt“) ein eindimensionales Objekt. Sagt Wikipedia und führt weiter aus: Eindimensional bedeutet dabei informell, dass man sich auf der Kurve nur in einer Richtung (bzw. der Gegenrichtung) bewegen kann. Ob die Kurve in der zweidimensionalen Ebene liegt („ebene Kurve“) oder in einem höherdimensionalen Raum (siehe Raumkurve), ist in diesem begrifflichen Zusammenhang unerheblich. Je nach Teilgebiet der Mathematik gibt es unterschiedliche Präzisierungen dieser Beschreibung.

Da ich jedoch keine Mathematikerin bin, sondern in erster Linie Liebhaberin schöner Dinge, die mit Hirn entstanden sind- wende ich mich in einer großräumigen Kurve vom Zahlensalat ab. Ich mag Kurven. Die lockern eckige Sachen auf, wobei immer nur rund ist auf Dauer auch langweilig – ausgewogen wäre perfekt.

Als Kind fand ich Schaukelstühle super – Kurvenfüsse hat nicht jeder Sessel. Die gebogenen Kufen machen, dass man – je nach Temperament ziemlich ins Schaukeln kommt. Bisweilen wurde mir schlecht, weil ich es übertrieben hatte. Schaukelstühle sind die Drehstühle für daheim- im Bürodrehstuhl kann man nebenbei leichte Bewegungen um die eigene Achse vollführen bei gleichzeitigem Absenken der Lehne nach hinten - eine meiner Lieblingsbewegungen in Schreibpausen. Im  Schaukelstuhl dagegen bewegt man sich sanft vor und zurück – je nach Kurvenkrümmung und Kufenlänge sind das bisweilen ausdauernde Schaukeleien.

All diese Bewegungen lenken ab vom schnell vorwärts und zackzack – auch der Erwachsene will eine Art Schaukelpferd haben – das einem vorgaukelt, durch den wilden Westen zu jagen, während man in Schruns Tschagguns auf der Auslegware vor sich hin wippt. Schaukeln dient der Entspannung, Kinder wiegt man gern in den Schlaf – man wird müde durch das monotone Auf und Ab.... Wahrscheinlich schaltet das Hirn ab, bevor es ständig registriert, ob es nun in die eine oder die anderer Richtung geht.

Wo sitzt also der passionierte Schaukelfreak heute? Möglicherweise in einem Erbstück aus gebogenem Buchenholz von Thonet. Oder aber in einem modernen Wippmöbel. Vitra hat den Plastik Chair mit Kufen ausgestattet, Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand haben 1928 ihre LC4 kreiert, die irgendwie auch an ein Schaukelmöbel erinnert. Heute nennt man den Schaukelstuhl kosmopolitisch rocking chair und es gibt ihn in Holz, Kunststoff und Beton – für innen und aussen zum Alleinschaukeln oder für zwei. Wir sehnen uns also nach diesem sanften Auf und Ab, wenn die Nachfrage steigt, werden neue Modelle auf den Markt geworfen. Man kann im Schaukelstuhl im Prinzip nichts tun ausser in die Luft schauen; lesen ist eher was für starke Nerven und trinken nur wirklich geübten Akrobaten möglich.

Deshalb – wer gerade zu Wutausbrüchen, Überarbeitung oder Urlaubsreife neigt – setze sich bitte flugs in einen Schaukelstuhl, schwinge ein wenig schweigend vor sich hin- keine Sorge, es dauert nicht lange...UND ALLES WIRD GUTh! 

Dolcefarniente

Nachdem die Eisheiligen nun endlich von dannen gezogen sind und es sich anfühlt, als würde demnächst Sommer werden, bevor sich die Tage ab Ende Juni wieder verkürzen - beginnt auch die Stöhnerei über eventuell auftretende unerträgliche Hitze und dass man sich plagt mit dem Business und überhaupt. Wir leben leider wettertechnisch gesehen in einer Klimazone, die nicht soooooo übermäßig mit Wärme gesegnet ist und es außerdem als üblich gilt durchzuarbeiten because of schneller, höher weiter – eh schon wissen. Ich selbst bin jemand, der Pünktlichkeit schätzt und zumindest innerlich auszuckt, wenn Dinge ewig nicht fertig werden oder sich Menschen nicht festlegen und immer so um alles herumlavieren, was Termine angeht. Andererseits pocht in mir auch irgendwie ein Herz, das ständig nach Süden und dem Meer schreit, das gern leben würde imLand, wo die Zitronen blühn’. Ach wäre das herrlich. Magari. Man soll ja Träume haben im Leben.

Wenn die Mittaghitze flirrt über den Olivenbäumen, die Macchia ihren Duft verströmt, die Vögel schweigen...ist Zeit für eine Pause - besonders nach einem Mahl draussen im Schatten eines Baumes. Man zieht sich für ein Stündchen zurück und tankt Kraft für den zweiten Teil des Tages. Vielleicht in einer Hängematte, die sanft schaukelt im Schatten der Bäume. Ein Königreich für ein Daybed, Kanapée, eine Ottomane oder Récamière.

Egal wie sie heißen – sie alle sind gemacht für entspannendes Rasten untertags – man ruht halbliegend oder ganz ausgestreckt, schließt die Augen und tagträumt. Im Innern der Behausung bewegt vielleicht ein Deckenventilator die Luft und sorgt für angenehme Kühle; durch Holzjalousien blinzelt die Sonne und malt herrliche Muster an Wände und Decke... Allein die Vorstellung ist großartig. Da ich genau weiß, wie mein Traumhaus aussehen würde – ein altes Kloster oder so – nix Fertigteilchalet - spinne ich manchmal die Einrichtung zusammen. Und ganz sicher gäbe es Ruhestätten für den Tag.

Was dem Alpenländer sein Bankerl unter’m Herrgottswinkel ist dem Südländer seine Ruhestatt. Schauen wir uns mal um, was es da so gibt. Die berühmte Liege PK 80 von Poul Kjaerholm ist großartig – perfekt für Urbanisten im Großstadtdschungel. Die Hängematte ist - wie schon erwähnt  - für schattige Außenposten wunderbar; wahrscheinlich fühlt sich auch der Skipper wohl, wenn es schaukelt. Und sonst so? Es gibt wunderbare Vintagestücke und Klassiker – nehmen wir mal Eileen Grey’s Daybed – ein all-time Favourite.

Das Wort Ottomane kommt angeblich aus dem Türkischen- offenbar hatte man auch dort eine Vorliebe für Mittagsruhemöbel. Heute machen sich alle möglichen Hersteller Gedanken um unsere heilige Ruhe – meist bezieht sich das allerdings nur auf Ferien oder die Wochenenden – dafür darf man auf diesen Stücken dann drinnen oder auch draussen ruhen. Minotti hat da einiges im Angebot – Herr Starck hat etwas für Dedon gestaltet und Moroso offeriert ebenfalls bequeme Liegen.

Im Grunde genommen scheitert die geruhsame Mittagspause hierzulande an der Gepflogenheit, innerhalb maximal einer Stunde in ein hippes Lokal zu rennen, sich schnell ein Menü zu bestellen – selbiges herunterzuschlingen und kaum ist der Espresso getrunken- wieder zurück an den Schreibtisch zu spurten.

Weiter südlich hingegen erstrecken sich Mittagspausen über mehrere Stunden, man geht nach Hause, lässt sich ein wunderbar frisches Essenvon Mamma schmecken und macht dann einen pisolino. Klingt doch super und ist erholsam. Ich bin dafür, ab und zu ein wenig kosmopolitisch zu leben, sagen wir mal im Sommer. Ich lege mich auf eine schattige Liegestatt, schließe die Augen, buchstabiere genüsslich d o l c e f a r n i e n t e und bin sicher: UND ALLES WIRD GUTh!

 

 

Durchblicker

Bei Nebel ist es wurscht. Man sieht eh so gut wie nichts. Bei Regen detto. Aber wehe die Sonne scheint. Ok - steht sie hoch am Himmel ist es noch ganz ok, sinkt sie jedoch – kommt das gesamte Ausmaß zum Vorschein- dreckige Fensterscheiben.

Ich. Hasse. Das.

Zugegeben, ich schreie laut hier und bitte so viel wie möglich, wenn es um Licht geht, das von außen kommt. Diese riesigen Glasflächen haben aber eben auch einen Nachteil, man sieht den Dreck großflächig. Quadratmeterweise rückt das Übel ins Blickfeld – natürlich auch weil es keine Vorhänge und anderes Gedöhns gibt. Ich könnte verdunkeln, einfach die Außenjalousien runterlassen, dann ist der Dreck nicht sichtbar. Irgendein Designonlineshop verkauft Wischtücher mit der Aufschrift: „Dreck, den man nicht sieht ist sauber!“. Dem stimme ich in vollem Umfang zu. Aber nur so lange, bis ich genug habe. Dann muss es sein. Fensterputzen. Und schon taucht die nächste Frage auf – Wie? Womit? Wann? Wann ist relativ leicht zu beantworten – am besten wenn es trocken ist und die Sonne nicht direkt auf die Scheiben strahlt. Ansonsten gibt es Schlieren. Bei Regen ist es auch nicht so super. Im Winter. Na ja.

Also an einem Frühlingsmorgen – der Planet strahlt noch auf eine Schattenwand, geht es los. Kübel, Wasser, Essig, Fetzen.... Die Profis lächeln jetzt müde und verdrehen die Augen. Wer so Fenster putzt, ist selbst schuld. Mann kärchert heute. Ah so. Tut man das. Bevor Frau das Kärcherdingens zum Einsatz bereit hat und mit der entsprechenden Spezialreinigungsflüssigkeit befüllt hat- ist die Sonne schon gewandert – der Einsatz wird verschoben. Angeblich geht es ganz einfach. Meine Nachbarin war letztes Jahr begeistert von dem Putzmaschinchen. Ich bevorzuge den guten alten Gummiabzieher nachdem ich mittels einer Teleskopstange mit aufgestecktem nassen Schwamm mal den Dreck von den Scheiben gewaschen habe. Funktioniert ganz gut. Zumindest bei den ersten Quadratmetern. Nach und nach wird es mühsamer. Nicht aufgeben -  Zähne zusammenbeißen – nur die Harten kommen in den Garten. Also weiterputzen bis zum bitteren Ende. Nach 3 Stunden sind die Außengläser sauber und die Pflanztröge wieder an ihrem Platz. Innen geht sich heute nicht mehr aus. Geschafft fällt man auf die Couch – im Dunkeln sieht man den Dreck eh nicht. Am nächsten Tage regnet es selbstverständlich –immer wenn man Fenster geputzt hat. Ok, soll so sein, zumindest hat man innerlich ein gutes Gefühl. Irgendwann rafft man sich in den darauffolgenden Tagen auf und putzt zumindest den Großteil der inneren Fensterflächen.

Zumindest letztes Jahr habe ich das so gemacht. Im Spätsommer. Jetzt im Frühjahr nach Pflanzsessions und Giessaktionen sehen die Fenster auch im unteren Drittel aus wie eh schon wissen. Immer wieder wendet man den Blick beschämt ab und starrt woanders hin- oder setzt sich gleich raus, da sieht die Landschaft sauber aus. Das Gefühl, bald wieder zum Putzzeug greifen zu müssen wird täglich intensiver.

Bis man eines Tages vom Einkauf kommt und den Zettel im Lift erspäht, der die Fensterputzer ankündigt, deren Dienste man gegen Zahlung in Anspruch nehmen kann. Hach, so schnell hab ich lange keinen Stift mehr gezückt und mich eingetragen. Jetzt weiß ich – kommenden Samstag sind meine Fenster strahlend sauber – selbst wenn es dann am Sonntag regnen sollte – UND ALLES WIRD GUTh!

Bezugserscheinungen

Mundl hatte welche. Genauso wie wahrscheinlich die Protagonisten vom Club 2. Wohnungen mit psychedelischen Mustern an Wand und Vorhang. In Farben, die von orange über braun bis hin zu senfgelb reichten. Alles war gemustert. Auch Hemden, Schlaghosen, Plateauschuhe kombiniert mit Vokuhila oder auftoupierten Monsterhelmfrisuren, die bei jedem Wetter hielten waren ein must have der Siebziger.

Solch farbenfrohe Moderevolution hatte es schon zwei Jahrhunderte vorher gegeben – im Biedermeier – der Name klingt nur bieder – setzte man voll auf Farbe – unglaublich, was es damals alles gab und man sich traute. Dagegen sind die monochromen fiftyshadesofgrey Behausungen heute farblos wie nur etwas. Man sieht also, es kommt alles wieder –jede Erscheinung hat ein Ablaufdatum, damit sie Jahrzehnte später als vollkommen neuer Trend fröhliches Wiederauferstehen feiern kann (ist eh gerade Pfingsten, passt also thematisch in den Jahreskreis).

Schauen wir doch mal kurz in die angesagten Gazetten, in denen die Trendscouts uns erklären, wie man wohnt, möchte man als designaffin und am Puls der Zeit sein. Wuchtige Möbel sind out. Selbst wenn die Sitzlandschaft vor 4-5 Jahren ein Vermögen gekostet hat und viel Schweiß beim Transport - sie ist uncool. In hingegen sind eher organisch geformte Einrichtungsgegenstände – wie Sessel, Couch, Tisch und Sideboard. Es dürfen auch wieder etwas höhere Sitzgelegenheiten sein, man plumpst nicht auf 30 cm niedrige Sofalandschaften, aus denen man sich nur mit Hilfe oder akrobatischen Yogaübungen in die Senkrechte zurückbegeben kann, sondern es ist durchaus erwünscht, sich locker erheben zu können. OK – in 10 Jahren kann das schon wieder ganz anders aussehen – jetzt ist es mal so. Mittelfest gepolstert kommen vor allem Sessel, Fauteuils und Sofas in den Handel.

Und die Bezüge? Die sind vielfältig wie nur was – Leder, Stoff – uni, gemustert, für drinnen und draussen – das volle Programm. Samtig in Pastell oder schweren Tönen mit Keder oder ohne, gesteppt oder glatt. Ein wahrer Riese ist inzwischen KVADRAT – skandinavischer Stoffverleger, der eine erstaunliche Entwicklung genommen hat in den letzten Jahren. Raf Simons, sonst eher für Fashion bei großen Marken bekannt, hüllt nun Möbel in seine Stoffkreationen, die er für die Dänen kreiert. Überhaupt, die Firma ist angesagt – fast alle großen Marken setzen auf die kvadratisch – guten Stoffe – und sind offensichtlich erfolgreich damit. Noch ein bekanntes Haus aus dem finnischen Teil des europäischen Nordens  ist Marimekko – die treiben es nach wie vor bunt und bedrucken weiße Stoffbahnen bis eine lustig bunte oder abstrakte Welt entsteht, die man sich dann über Pölster stülpen oder als Vorhang vor die Fenster ziehen kann. Zur Mittagsruhe könnte man da herrlich mit offenen Augen träumen, wenn die Sonne sanft durch den Vorhang schimmert.

Und Tapeten? Die sind auch wieder stark im Kommen. Aber nix psychedelisches, als eine Art Großformat macht der Papierbelag an der Wand Kunst. Echte. Heutzutage kann man sich sogar seine Wunschtapete bestellen. Glauben Sie nicht? Ist aber wahr. In Perchtoldsdorf haben sich ein Künstler und ein Siebdrucker zusammengetan und denken sich erstaunliche Sachen aus. Christian Beran und Miguel Henz geben ihren Werken dann Namen wie Mars&Venus – das Himmelreich ist nahe...

Wenn man dann auf seinem mit dunkelblauem Sammet bezogenen Daybed, den Kopf auf ein Marimekkopolster gebettet - tagträumt vor einer Mars&Venus Wand -  kann man sicher sein: UND ALLES WIRD GUTh!

 

Lümmeln ante portas

Der April hat es uns ganz schön gegeben – warm kalt sozusagen. Rein. Raus. Das volle Programm. Gut, dass es inzwischen Möbel gibt, denen es wurscht ist, ob draussen die Sonne lacht oder der Winter fauchend ein paar weisse Streifen auf Feld und Flur hinterlässt. Bevorzugte man vor vielen Jahren Holzmöbel oder solche aus Rattan, lümmelt man heute outdoor eher auf Kunststoff herum.

Vor 25 Jahren Jahren kamen die ersten sogenannten Polyrattan-Kunststoffe auf den Markt. Ein Ex Fussballer (nein – nicht der Kika-Kicker) schickte solche Flechtmöbel an den Start - diese überzeugen bis heute mit reicher Farbpalette und Strapazierfähigkeit kombiniert mit Qualität – die Dinger sind sogar  resistent gegen Sonnencreme.

BASF als Chemiegigant hat vor einigen Jahren die Abteilung DesignfabrikTM gegründet, in der außergewöhnliche Möbellösungen realisiert werden. Hier haben neben Konstantin Grcic auch Ronan und Erwan Bouroullec 2008 ihre Vegetal Kunststoff-Stühle aus dem BASF-Kunststoff Miramid® für Vitra entwickelt. Neue Materialien erlauben unter anderem eine andere Formensprache – setzen neue Standards.

Jean-Marie Massaud kreiert seit 2009 für Dedon und verpasste dem Gewebe aus Hularo-Fasern diverse modisches Outfits: Neben Schottenkaro ein Hahnentritt-Muster, sowie mediterrane und skandinavische Deko-Varianten, die seine großartigen Formen noch eleganter wirken lassen.  Patricia Urquiola setzt seit Jahren ebenfalls traditionelle Herstellungstechniken neuartig ein und begeistert durch verspielte Entwürfe – etwa mit einer Kollektion für Moroso.

Und doch denken wir zuerst an Philippe Starck – wenn es um Kunststoff geht - er war einer der ersten Designer, die sich dem Thema widmeten. Seit sich strapazierfähige Kunststoffe in großformatigen Dimensionen herstellen lassen, hat er diverse Sofas, Hocker und Stühle für draußen entworfen. Beim Soft Egg – einem Stapelstuhl aus Polypropylen hat Starck 2001 selbst an Ablaufrinnen gedacht die Regenwasser von der Sitzfläche abfließen lassen. Mein persönlicher Lieblingskunststoffstuhl ist auch von Driade – der MT – ein extrem lässiger Schaukelsessel von Ron Arad. Konstantin Gricic hat 2010 zusammen mit BASF in einem Jahr Entwicklungszeit einen Zwitter gestaltet: Myto macht sowohl im Büro, am Esstisch als auch auf der Terrasse eine gute Figur. Er besteht aus dem neuen Kunststoff Ultradur®, mit dem sich in einem Monoblock problemlos dicke und dünne Materialstärken herstellen lassen. Ziel der Entwicklung: Festigkeit, Steifigkeit und Elastizität des Stuhls sollten in einem guten Verhältnis stehen. Alles irgendwie Forschung und Erfindergeist, damit wir es bequem und schön haben.

Plastik ist nicht mehr bäh, Kunststoff ist in. Auch was die Nachhaltigkeit angeht, macht man sich Gedanken... Angesichts der neuen Lust am Draußensein rüstet selbst mancher Baumarkt mit Stücken für den gehobenen Anspruch auf - so wie die Leuchtenindustrie im Winterhalbjahr Umsatz macht - ist jetzt Hauptsaison für Gartenmöbel. Angefeuert durch den milden Winter erobern wir die urbanen Terrassen und Grünflächen.  

Die kollektive Erweiterung der Wohnsphäre hat ihren Preis - manche Stücke kosten so viel wie ein gebrauchter Kleinwagen – einige von ihnen haben sogar Räder.

Draußen ist das neue drinnen, behaupten Trendsetter – eine Entwicklung, die vom nicht vorhersehbaren Wetter im Frühsommer nicht gestoppt wird. Gastgeber verschieben den Repräsentationsbereich vom Inneren ein Stück ins Grüne – das bietet eine kleine Auszeit - Telefon stumm schalten, einfach mal gemeinsam abhängen und sich denken: UND ALLES WIRD GUTh!

 

Hot Stuff

Wer jetzt was mit zwischenmenschlichen Kontakten erwartet, ist falsch – bei der nächsten Möglichkeit bitte wenden. Hobbyköche, die hier ein Rezept für scharfe BBQ Sauce suchen, muß ich auch enttäuschen. Nix da.

Im Prinzip ist es ganz einfach – tägliches Prinzip in gewissen jahreszeitlichen Abfolgen...... Wir entspannen uns mal, atmen ein und aus – ja – auch Sie da hinter dem Bildschirm – einatmen – ausatmen. Wir sind gerade nach Hause gekommen – der Lenz ist schon länger da und dementsprechend kann man sich nach des Tages Müh und Plage barfuss auf die Terrasse setzen und einen Schluck trinken. Oder auch zwei. Doppelt hält besser und manchmal erweist sich so ein leichter Damenspitz am Tagesschluß als ganz perfekte Einschlafhilfe. OK, wo waren wir? Schuhe aus, lässigbequeme Klamotten überstreifen, den Eiskasten ob der Getränke konsultieren – den geliebten Mitbewohner fragen, ob er denn auch was möchte und ruckzuck zwei Gläser füllen. Die Musik passt und in Erwartung eines gaaaaaaaaanz entspannten Tagesausklangs strebt man mit den Getränken den Sitzgelegenheiten zu. Prost Schatz. Aaah, wunderbar. Glas abstellen und zurücklehnen. Leise plaudern oder einfach nur den Sonnenuntergang bestaunen...So könnte das jetzt eine Weile weitergehen. Cut.

Nicht nur der Lenz ist da, sondern auch die ersten Gelsen, die glauben- sich noch ein paar Spritzer gönnen zu müssen. Dieses unheilvolle Geräusch – aaahhhrrrghhhh – es macht einen direkt aggressiv. Man will doch nur seine Ruhe und keine Blutsauger füttern.

Die ganz Schlauen unter uns wissen natürlich, wie man solchen Situationen vorbeugt. Da gibt es die Fraktion, die sich dieses Zeugs auf die Haut sprüht, das riecht, als sei ein Tanker Veilchenparfüm mit einem LKW voll Pitralon kollidiert. Hält man nur ganz schlecht aus – jede zwischenmenschliche Stimmung wird bei dem Geruch gekillt – eh klar, man kann sich nicht mehr riechen. Die nächsten schwören auf Zitronella. Das riecht nur, als hätte sich eine besonders aggressive Zitrone nicht im Griff. Alles irgendwie sehr künstlich und störend für den Geruchssinn und kontraproduktiv zur Sinnlichkeit. Und dann gibt es einfache Lösungen. Mit eingebauter Romantik. (wer bis jetzt noch keine Wendegelegenheit hatte – ok, dann halt hier weiter.)

Wo waren wir? Genau, bei der romantischen Gelsenabwehr. Kerzen. Ja – von mir aus auch Windlichter – falls eine leichte Brise aufkommt. Besorgt man sich aus dem gefühlt millionenfachen Angebot oder baut sich selbst welche. Bewährt haben sich schöne Gläser und Vogelsand aus dem Supermarkt. Wirkt wunder. Man baut die Lichtquellen in gutem Abstand zu sich selbst auf, zündet die Kerzen an und lässt die geflügelten Quälgeister dorthin schwärmen, während man sich niederlässt und überlegt, ob man sich vielleicht noch mal nachschenken sollte – wo es gerade so nett ist. Vielleicht erledigt das auch der Mitbewohner und streamt dazu noch die besonders romantische Musik. Dann muß man nichts mehr tun als nur noch entspannt ein- und auszuatmen – weil man weiß: UND ALLES WIRD GUTh!

Weil der Frühling bereits aus allen Knospen bricht, begebe ich mich mal auf Glatteis. Es rutscht sich so wunderbar am glatten Parkett und ich hab es gern kontrovers. Ich zettle sozusagen in diesem Sinne gern Streitereien in freundschaftlichem Rahmen an.

Begeben wir uns also auf den Boden der Tatsachen: Meine erste Begegnung mit Hauspatschen der besonderen Art hatte ich im Schloss Sanssouci in Potsdam – zumindest ist es eine mir besonders in Erinnerung gebliebene. Bevor wir die heiligen Hallen vom alten Fritz (ehemaliger Kaiser von Deutschland – Friedrich Zwo) betreten durften, schlüpften wir mit unserem Strassenschuhen in überdimensional große Filzpantoffeln, damit das Parkett in den Prunkräumen keinen Schaden nahm. Vielleicht hatte man auch nicht genügend Reinigungskräfte..... Als Kinder war uns der Boden ziemlich schnuppe (sagt man so in Berlin und Umgebung) – wir rutschten wie die Weltmeister über das glatte Parkett und verhalfen ihm sozusagen zu noch mehr Glanz und Herrlichkeit. Ob das heute noch so ist? Ich weiß es nicht – wird Zeit, mal wieder hinzufahren. Zu Hause war es ebenfalls Usus, dass man sich die Schuhe auszog, wenn man das Haus bzw. die Wohnung betrat. Bei mir ist das bis heute ein Automatismus- betrete ich die eigene oder eine fremde Wohnung, streife ich mir schon die Schuhe von den Füßen. Freunde, die mich besuchen sehen das differenziert. Ja – zuweilen ernte ich eine Art Augenrollen. Weil: ich hab es lieber, wenn man sich die Schuhe auszieht. OK, der geölte Boden ist heikler als ein lackierter Parkettboden- mir allein reicht schon die Vorstellung, was alles an Dreck auf der Straße herumlümmelt und dann in die eigenen vier Wände getragen wird und sich dort niederlässt. Nicht jedes Gackerl landet in Wien im Sackerl und diese kleinen Steinchen im Sohlenprofil machen ganz oarge Muster....

Deshalb die freundliche Ansage: Schuhe aus! Im Sommer fühlt man sich eh wohler wenn man barfuss über den kühlen Boden gehen kann - im Winter geht man halt in Socken oder Patschen. Man ist ja unter sich – nicht auf einem Festbankett und unter dem Tisch sieht man die Füße eh nicht. Von sich auf andere zu schließen ist ein no-go...eine Nationalitäten- oder gar Kulturfrage?

Der Ausdruck Pantoffelheld kommt ja nicht von ungefähr.... Franz Joseph hatte jedenfalls ein Paar aus Leder, mit denen er durch Schönbrunn schritt. Im Barock waren Pantoffeln ein Statussymbol und hatten was Erotisches - sie waren reich geschmückt und teuer in der Herstellung - wurden zu Festen, Feierlichkeiten und zum Tanz etc. angezogen - da war klar: das sind höher gestellte Personen, die sind nicht zu Fuß auf der Straße gegangen, sondern mit der Kutsche gefahren. Die Dame hatte so ein kleines Pantöffelchen aus Samt an und man sah ein wenig Haut...ganz verzückt war Mann damals.... In Japan gibt es übrigens einen ganz besonderen Pantoffel: Den WC-Pantoffel, der extra für die Schritte ins Badezimmer reserviert ist. Nur damit das mal gesagt wurde. Ein wenig Kulturwissen schadet nie.

Im Grunde genommen zählt der Charakter der Gäste und die Flexibilität – dann kann man sicher sein: UND ALLES WIRD GUTh!