Goldene Zeiten und heilige Hallen - beim k.k. Hofvergolder Bühlmayer

Ist man auf der Suche nach handwerklicher Qualität in Wien, empfiehlt der WIEN PRODUCTS Stadtplan beim Thema Vergolden die Firma Bühlmayer mit der Adresse Michaelerplatz 6.

Mich interessiert, was ein Vergolder alles kann und so treffe die Chefin Elisabeth Haider im Geschäft, das sich im Durchgang vom Michaelerplatz zur Habsburgergasse befindet.

Golden leuchten mir hunderte Bilderrahmen entgegen, die sauber aufgereiht an den Wänden unter der Gewölbedecke hängen. Ein Paar aus Japan sucht gerade Rahmen aus und bestaunt die feine Verarbeitung, die vom Sohn Haider geduldig und ausführlich erklärt wird.

Ich schaue mich um – es ist ein Eldorado und König Midas wäre außer sich vor Begeisterung, könnte er das alles sehen.

Man blickt auf fast 200 Jahre Vergolderei zurück – die 1820 mit C.Bühlmayer, der anfangs ausschließlich für das Kaiserhaus arbeitete, begann und im Laufe der Jahrzehnte turbulente Zeiten durchlebte. Bühlmayer war im 19. Jahrhundert bereits hoch geachtet und beschäftigte zeitweise bis zu 70 Schnitzer und Vergolder in seinen Werkstätten, da inzwischen auch beim Wiener Bürgertum das Interesse an guten Bilderrahmen groß war.

Bis heute fertigt man alle Stilrichtungen von Bilderrahmen und vergoldet auf Kundenwunsch auch Möbel, Lusterarme  und ganze Wände. Family Business im besten Sinne – die Kinder von Elisabeth Haider und deren Partner sind fix eingebunden; jeder hat seinen speziellen Fokus im Geschäft.

Weil ich neugierig auf die Werkstätten bin, verlassen wir das Ladengeschäft und gehen ein paar Schritte in die Habsburgergasse, wo sich hinter den Mauern des Salvatorklosters die „heiligen Hallen“ der Schreinerei und Vergolderei befinden.

In der Schreinerei werden nach wie vor Bilderrahmen verschiedenster Stile maßgefertigt. Ein Rahmen soll das Gemälde aufwerten und entsprechend zum Stil passen.... Man kennt sich aus in der Kunstgeschichte und kann den Kunden fachlich beste Beratung für den richtigen Rahmen garantieren, der hier gebaut wird.

Nebenan treffe ich auf die Schwiegertochter von Elisabeth Haider, die als gelernte Vergolderin ihr Handwerk auf hohem Niveau ausführt. Es sind viele Arbeitsschritte, bis ein Rahmen golden glänzt. Da wäre zunächst die Auswahl des Goldes – hier gibt es verschiedene Blattgoldfarben, die von Weißgold bis zu Rotgold reichen und ihre Wirkung entsprechend entfalten.

Bevor das Blattgold auf den Rahmen kommt, ist viel Arbeit notwendig, es wird Poliment aufgetragen – eine Masse, die dem Gold perfekten Halt bietet und für die es bei Bühlmayer eigene Familienrezepte gibt. Auch die Farbe spielt eine große Rolle, erfahre ich – je nach Poliment strahlt das Gold in verschieden warmen Tönen. Danach wird von Hand geschliffen, bis die Oberfläche vollkommen ebenmäßig ist – Grundvoraussetzung für einen gleichmäßigen Schimmer. Sobald Licht auf Unebenheiten fällt, wird jeder Fehler sofort sichtbar. Auf dem Arbeitstisch stapeln sich kleine Abschnitte von Schleifpapier – an diesem heißen Sommertag ist es zwar angenehm kühl hier, „man kommt beim Schleifen aber leicht ins Schwitzen“ lacht die junge Frau...

Sie zeigt mir eine prächtige barocke Leiste mit rotem Poliment, die bereits mit Blattgold belegt wurde. Ich frage mich, wie dieses hauchdünne Blattgold auf die ausladenden Holzornamente kommt. „Das machen wir mit einem Anschiesserpinsel aus Fehhaar – werde ich aufgeklärt – mit der Zeit bekommt man Übung darin und kann die passend geschnittenen Goldblätter leicht auftragen.

Das mit dem Ventilator bei Hitze kann man vergessen – kein Lüftchen sollte sich regen, wenn das superdünn geschlagene Gold aufgelegt wird. Überlappende Teile werden mit einem weichen Pinsel entfernt und dann geht es ans Polieren.

Aha – und wie geht das?

Mit einem Achatsetein.

Als sie meinen fragenden Gesichtsausdruck bemerkt, zeigt sie mir den Achatpolierstein, der fast aussieht wie ein Pinsel und ganz glatt geschliffen ist.

Um mir das zu demonstrieren, beginnt sie die Goldflächen auf dem Rahmen zu bearbeiten und nach und nach stellt sich der Glanz ein.

Unglaublich - man braucht also nicht nur viel Wissen um Material, großes handwerkliches Geschick und Gold, sondern auch edle Steine zum Vergolden. Ich bin beeindruckt.

Offensichtlich sind das auch die Kunden von C.Bühlmayer. Elisabeth Haider erzählt mir, dass Stammkunden seit Jahrzehnten zu ihnen kommen, um für ihre wertvollen Kunstwerke die passenden Rahmen anfertigen zu lassen. Auch Galerien und Museen vertrauen auf die Erfahrung und die Fähigkeiten der Firma.

Früher hat man ganze Einrichtungen hergestellt – heute beschränkt man sich eher auf Rahmen und Spiegel, Luster und kleinere Einrichtungsgegenstände. Doch wenn wieder einmal ein umfangreicher Großauftrag kommt, ist man selbstverständlich gewappnet. Der Familienbetrieb ist gerüstet für die Zukunft, die nächsten Generationen werden ihn weiterführen und das traditionelle Handwerk bewahren. So weiß man auch in Zukunft – Qualität ist jedenfalls einen Spaziergang zum Michaelerplatz 6 wert!

Dieser Blogbeitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at

Es wird ein WIEN WEIN sein. Zu Besuch bei Mayer am Pfarrplatz

Tauscht man die beiden mittleren Buchstaben in WIEN wird WEIN daraus. Die Stadt  und der Wein haben seit dem 12. Jahrhundert eine nachgewiesen enge Beziehung. Knapp 700ha Rebflächen gibt es heute innerhalb der Stadtgrenzen – im Jahr werden von ca. 640 Weinbauern knapp 2,5 Mio Liter Wein erzeugt sagt die nüchterne Statistik.    

Dass Wein aus Wien längst weltweit für Furore sorgt, beweisen die 6 Winzer von WienWein. Auf dem schwarz/weißen Stadtplan von WIEN PRODUCTS ist die Gruppe mit der Nummer 41 sechs mal angegeben – die Weinbaubetriebe liegen verteilt über die Stadt. Da wären einmal Weinbau Wieninger in Stammersdorf, Weingut Christ in Jedlersdorf, Edlmoser in Mauer, sowie Mayer am Pfarrplatz, Weingut Cobenzl und Fuhrgassl Huber im 19. Bezirk.

Mich interessiert, was den WienWein ausmacht und so begleite ich Paul Kiefer vom Mayer am Pfarrplatz einen Nachmittag lang.

Bevor der Wein in die Flaschen gefüllt werden kann, muß der Winzer an die frische Luft – die Rebstöcke brauchen ganzjährige Aufmerksamkeit. Wir fahren hinauf zum Nussberg – eine der besten Lagen in Wien mit einem unglaublichen Blick auf die Stadt und die Donau.  

Hier wird neben Riesling etc. vor allem der Gemischte Satz angebaut, der bereits eine lange Tradition im Wiener Weinbau hat. Grüner Veltliner, Riesling, Rotgipfler und Zierfandler wachsen hier bunt gemischt - die Trauben werden gemeinsam geerntet und verarbeitet.

Ich erfahre, dass dieser Wein ganz einzigartig von seiner Herkunft geprägt ist. Die Winzer von WienWein setzen sich sehr für diese Weintradition ein und jeder ihrer Weine trägt eine spezielle Handschrift.

Die Arbeit hat sich gelohnt - der Wiener Gemischte Satz erlebt eine wahre Renaissance und hat seit dem Jahrgang 2013 den begehrten DAC-Status - Districtus Austriae Controllatus. Damit eroberte er sich nicht nur einen festen Platz in den Heurigenschänken und den Weinkarten der Spitzengastronomie Wiens - in den Toprestaurants von New York bis Tokyo erlebt der Wiener Gemischte Satz DAC einen wahren Hype – ist also ein echtes WIEN PRODUCT.

Doch zurück nach Wien.... Ich will wissen, was es braucht, um einen guten Jahrgang zu produzieren und ob man bereits jetzt im Juli eine Prognose abgeben kann.

Neben der Lage, der Pflege der Rebstöcke und der Arbeit im Keller ist vor allem das Wetter entscheidend erklärt mir der Fachmann – gibt es im Frühjahr noch späten Frost, hat man im Sommer genug Regen, damit sich die Trauben gut entwickeln und zur Lese möglichst beständiges Wetter, um die Ernte sicher einzubringen. Neben genauer Planung braucht es offensichtlich auch Flexibilität und schnelle Entscheidungen, wenn Petrus nicht mitspielt – die letzten Jahre haben immer wieder große Herausforderungen an die Winzer gestellt.

Die Lese, die je nach Sorte und Wetter schon mal Ende August beginnen kann und bis in den Oktober dauert, erfolgt in reiner Handarbeit – im Keller werden die Trauben dann in Wein „verwandelt“. Die Ergebnisse der aufwändigen Arbeit kann man im Sommer an den Wochenenden sogar direkt im Heurigen am Nußberg genießen – den herrlichen Blick über die Stadt gibt es gratis obendrauf.

Auf den Rückweg zum Pfarrplatz erzählt mir Paul Kiefer, wo die Flaschen des Weingutes weltweit geleert werden – er ist als Vertriebsleiter viel unterwegs, um den Wein aus Wien bekannt zu machen. Dabei sind manche Sorten recht limitiert – die Anbauflächen sind schließlich begrenzt und die Qualität bekanntermaßen hoch. Apropos Qualität – als ich ihn auf die vielen Auszeichnungen anspreche, die die Weine in den letzten Jahren bekommen haben, bekomme ich eine ganz simple Antwort: „Beste Qualität ist unser Anspruch – da weise ich nicht zusätzlich auf die Prämierungen hin“.

Beeindruckend.

Am Pfarrplatz verkosten wir beim gleichnamigen Heurigen später gemeinsam einige Sorten – ich bekomme Hintergrundinformationen zur Lage und dem Jahrgang und genieße großartige Weine. Offensichtlich dachten sich das auch viele Wiener – der Garten ist an diesem Tag bis auf den letzten Tisch besetzt.

Auf gemeinsame Projekte der WienWein Winzer angesprochen erfahre ich noch vom historischen Weingarten im Park vom Schloß Schönbrunn, der bereits zu Zeiten der Habsburgermonarchie existierte, den man gemeinsam pflegt und die Lese organisiert. Es ist ein ganz besonderer Gemischter Satz – LIESENPFENNIG -  der jährlich von einem andern Winzer gekeltert und immer für einen guten Zweck versteigert wird. Da hätte auch der Kaiser seine Freude daran.

Es gäbe noch viel mehr zu erzählen – von den Ersten Lagen in Wien, Veranstaltungen und und und – die Zeit reicht einfach nicht....

Wo man WienWein bekommt, weiß ich jetzt– in Wien jedenfalls ab Hof bei den jeweiligen Weingütern; er wird auch in bestimmten Supermärkten und Vinotheken angeboten.  Eines ist ganz sicher: die Vielfalt und hervorragende Qualität sind jedenfalls einen Spaziergang zu den WienWein Winzern wert!

Dieser Blogbeitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at

Bei uns lernt jeder Lehrling Klavierspielen! Zu Besuch in der Bösendorfer Klavierfabrik

Angenehme Kühle empfängt mich an diesem heißen Junitag im Vorführraum der Bösendorfer Klavierfabrik in Wiener Neustadt. Ich stehe inmitten von handgefertigten Konzertflügeln und bekomme von einem Fachmann eine Hörprobe des wohl weltweit schönsten Klanges.

Dass man diese Wunderwerke der Technik in vielen aufwändigen Schritten hier vor Ort produziert, ist wohl Vielen nicht bewußt, gehört die Firma doch seit einigen Jahren zum Konzernverband von YAMAHA.

„Wir sind autark und können sehr eigenständig agieren“ erklärt man mir.

Ich bin gespannt und begebe mich auf eine Reise, die 1828 mit Ignaz und Ludwig Bösendorfer in Wien begann.

Auf dem Firmengelände stapeln sich beachtliche Holzmengen. Vor allem Fichte – die im Winter auf über 800 Höhenmetern in europäischen Wäldern geschnitten wurde und mindestens 5 Jahre im Freien trocknet, bevor sie verarbeitet werden kann. Daneben werden auch Buche und Ahorn verarbeitet – genau dort, wo es besondere Eigenschaften braucht.

Der 280VC ist das Prunkstück unter den Bösendorfer Konzertflügeln. 280 bedeutet 280cm Instrumentenlänge – ein beachtliches Ausmaß, das sich auf die Klangqualität auswirkt. VC bedeutet Vienna Concert – dazu kommen wir aber etwas später...

Wir passieren Trockenräume und Werkstätten der Schreinerei, wo das Holz zugeschnitten und mehrfach verleimt wird. Man achtet penibel darauf, dass sich das Material später keinesfalls verzieht, jeder Einschnitt, jede Bohrung muß millimetergenau sitzen, damit alles passt.

Es geht weiter und ich staune, als ich im Freien unter einem Dach einer beachtlichen Menge Rahmen aus Sandguß gegenüberstehe, die hier 6 Monate ruhen und später dem Instrument praktisch ein Skelett geben. Bisher war ich immer der Meinung, dass bis auf die Saiten und Kleinteile vor allem Holz verbaut wird.

Und dann kommt der Moment, in dem man erfährt, dass diese Rahmen, die in ihren Formen geschwungen und leicht ausschauen ordentlich ins Gewicht gehen und eine Saitenzuglast von bis zu 22 Tonnen aushalten können.

Apropos Saiten – bei Bösendorfer verlässt man sich  gern auf eigene Handarbeit,  die Bass-Saiten produziert man im Haus selbst. Um einen Stahlkern werden je nach Tonlage unterschiedlich starke Kupferdrähte gesponnen. Ich könnte dort stundenlang zuschauen – wir müssen aber weiter....

In der Tischlerei und dem Kastenbau sieht man vor allem hunderte Schraubzwingen, die die frisch geklebten Kästen fixieren. Auch hier vermeidet man unnötige Schrauben bei den Verbindungen und gibt diversen Holzverbindungen den Vorzug.

Jedes Instrument ist ein Unikat – jeder Millimeter wird mehrmals nachgemessen, damit sich die Teile nahtlos ineinanderfügen.  

Nebenan werden die Saiten in einen Flügel gespannt – eine geräuschvolle Angelegenheit, die Faszination für eine strenge Ordnung scheint hier allen sehr am Herzen zu liegen – die Saiten werden millimetergenau positioniert. Man fühlt sich dem berühmten Bösendorfer Klang an jedem Arbeitsplatz verpflichtet.

Bis jetzt habe ich hauptsächlich Männer gesehen in der Tischlerei und bei den Rahmen – jetzt begegnen wir erfahrenen Mitarbeiterinnen, die der Klaviatur zu Leibe rücken, damit die Filzhammer und Tasten ihren perfekten Platz bekommen. Da werden Bohrungen präzise gesetzt und sorgfältig Knochenleim für Verklebungen aufgetragen. 

So langsam sieht das schon nach einem Konzertflügel aus. Jedes Instrument wird von einem Laufzettel begleitet, jeder Arbeitsschritt dokumentiert.

Auch die Stimmung ist hausgemacht und gut – wie ich feststellen kann – die Flügel erhalten ihre perfekten Töne – da ist ein sehr gutes Gehör Voraussetzung. Ich frage, ob denn die Mitarbeiter auch zwingend Musikliebhaber sind und erfahre, dass hier jeder Lehrling Klavierstunden bekommt und man den Mitarbeitern vielfältige Kurse anbietet.

Was denkt man denn bei Bösendorfer über Technik und Design möchte ich wissen. Es gibt eine Gruppe Spezialisten fachübergreifender Gebiete, die gemeinsam neue Wege in der Klavierbautechnik gehen. Diese entwickeln eine Art Geheimrezept, wie sich kleinste Änderungen im Klang widerspiegeln und welche Materialien noch optimaler für den Einsatz sind. Die Buchstaben VC bedeuten ja Vienna Concert und sind eine Art Klang - Gütesiegel. Gemeinsam mit dem Bösendorfer Schriftzug stehen sie für herausragende Handarbeit und Qualität.

Was das Aussehen der Instrumente betrifft - dafür gibt es eigene Abteilungen, die sich um aufwändige Vergoldungen, Intarsien und die Farbgebung der Instrumente kümmern. Jeder Kunde kann „seinen“ speziellen Konzertflügel bestellen.

Apropos Kunde – wer kauft ein Instrument der Marke Bösendorfer eigentlich? Man verkauft gleichmäßig verteilt vorrangig in Europa, Asien und Nordamerika. Darunter nicht nur an weltberühmte Pianisten, sondern Universitäten, Musikschulen und Privatkunden, die sich einen Lebenstraum erfüllen. Für jeden Einsatz gibt es das passende Instrument.

Am Schluß stehen wir im Expedit – hier wird alles perfekt verpackt und die Versandkisten auch entsprechend beschriftet. Der Transport ist ein eigenes Kapitel und erfordert eine Menge Fachwissen.

Wenn ich demnächst im Flagshipstore an der berühmten Wiener Adresse in der Bösendorfer Straße im Musikverein stehe, werde ich ihn wieder hören, diesen großartigen, von Hand gemachten Klang der Bösendorfer Grand Pianos.

Qualität ist einen Spaziergang wert!

Dieser Blogbeitrag entstand im Auftrag von WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at

LICHT AN! Die Lusterproduktion von J.&.L. Lobmeyr in Wien

Qualität ist ein Spaziergang- verspricht der schwarzweiße Stadtplan der WIEN PRODUCTS, den ich auf der Homepage www.wienproducts.at gefunden habe und so mache ich mich auf, um die Geheimnisse um die Mitgliedsbetriebe und deren Werkstätten in und um Wien zu erkunden.

 

Schlendert man von der Oper Richtung Stephansdom,  passiert man in der Kärntner Straße das Portal von Nummer 26. Das ist an sich schon sehenswert – dahinter verbirgt sich das Geschäft der traditionsreichen Firma J.& L. Lobmeyr, die heute in 6. Generation von den Cousins Andreas, Johannes und Leonid Rath geführt wird.

Ich will heute jedoch wissen, wo und von wem die sagenumwobenen Luster produziert werden und schlage den Weg in den 3. Bezirk zur Salesianergasse ein. In den 70iger Jahren hat Lobmeyr die Firma Zahn übernommen – das Biedermeier- Ensemble auf Nummer 19 umschließt einen lauschigen Innenhof und beherbergt nicht nur das straßenseitige Lustergeschäft, sondern eine Menge Werkstätten und Schatzkammern. Johannes Rath, der hier vor allem für die Lusterherstellung verantwortlich ist, verblüfft mich nachhaltig mit einem schier unerschöpflichen Wissen und spannenden G’schichterln....

Dass Lobmeyr bereits k.u.k. Hoflieferant war und die Kristallluster nicht nur in Palästen und Schlössern Europas, sondern auch im Wiener Musikverein, der Staatsoper, der MET in New York und so weiter hängen, wußte ich schon... Neu war für mich, dass die Firma auch in sakralen Räumen für Erleuchtung sorgt- vom Stephansdom in Wien bis in den arabischen Raum schätzt man die Kunstfertigkeit der Handwerker aus Wien.

Wir stehen in der Schlosserei. Über mir hängt die Decke voller Eisenschablonen für unzählige Modelle – an den teilweise  hundert Jahre alten Maschinen werden die Teile für die Lusterarme – das Gestell - nach alten Zeichnungen aus Metall geschnitten und genau nummeriert. Hier montiert man auch hunderte  Kristallkugeln für den MET - Luster einzeln auf dünne Metallstangen. Der rote Kater ist der heimliche Herrscher und beobachtet alles aus entspannter Lage.

Im Hof gegenüber sind 4 Männer beim Löten und Bearbeiten von mehr als 300 Einzelquadraten aus Messing, die - wie ich erfahre – zu Quadern zusammengesetzt eine imposante Treppenhausbeleuchtung ergeben werden –  ein Sonderauftrag...

 

Fast alles wird hier individuell nach Kundenwunsch produziert – die Männer wissen, was sie tun, sie arbeiten seit 27 bzw. 37 Jahren im Haus... „Ich habe letztes Jahr ausgelernt, zusammen mit zwei anderen aus Salzburg und Oberösterreich waren wir die Einzigen im Land mit dem Beruf“ meldet sich ein schlaksiger Junger mit coolen Tattoos und Piercings zu Wort. Gut, dass Traditionen fortgesetzt und Wissen weiter gegeben wird.

Wir passieren Lager mit Messingprofilen und Transportkisten, Verpackungsmaterial und steigen hinab in die Wunderkammer. Auf dem Weg dorthin bestaune ich Schleifplätze, an denen das Metall auf einem Fetzenrad zum Glänzen gebracht wird und eine Werkstatt, in der patiniert wird - was vor allem bei Restaurierungen wichtig ist.

Ich stehe plötzlich in einem Kellerraum mit langen engen Regalreihen. Unfassbar – was hier alles lagert. Von Holz- und Kautschukmodeln angefangen über Wachsformen, Vorlagen und Millionen kleiner und kleinster Modelle für Lusterteile, Beschläge und und und.  Ich staune und bin ziemlich sprachlos. Vor allem über die prompten Informationen, die mir Johannes Rath zu jedem der Teile gibt, die ich fragend aus einem Regal nehme. Aha – der Doppeladler ist ein Teil des Lusters in St. Stephan, der rote Wachsflügel in der Kiste gehört zu einem Leuchter im Palais Liechtenstein und die Blattornamente in 3 Größen stammen vom berühmten Josef Hoffmann Modell. Dank moderner Technik sehe ich die Fotos der entsprechenden Luster an ihrem Standort gleich auf entsprechenden Fotos am Tablet. Faszination pur. Wir steigen wieder ans Tageslicht, schauen im ersten Stock ins Glaslager und  ich erfahre daneben in der Werkstatt, warum man bei Lobmeyr auf die Verkettelung der einzelnen Kristallteile setzt, was eine Kolonne ist und vor allem, was einen wirklich guten Luster ausmacht.

Da sind die Lusterarme von Hand passgenau kombiniert, blattvergoldet und nicht mit einer billigen Farbe angestrichen, der Behang üppig und auf verschiedenen Ebenen angebracht; man setzt auf Handarbeit auch bei den Zulieferern.

Kristall für die Luster kommt zum Beispiel nicht nur von Swarovski und es gibt etliche Facettschliffe, die ihre Wirkung ganz unterschiedlich entfalten.

Bei Lobmeyr ist man stolz auf die Designs von Hoffmann, Haerdtl und Loos – pflegt den Kontakt zu zeitgenössischen Entwerfern wie Marco Dessi oder KIM+HEEP und ist offen für Neues.

Alles in allem: in ein paar Stunden bekommt man einen ersten Eindruck, nach ein paar Wochen einen prächtigen Luster – und den hat man mindestens das ganze Leben. Qualität ist in jedem Fall einen Spaziergang wert.

Dieser Blogbeitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at

 

 

Zinn as Zinn can - zu Besuch bei Chlada

Betrachtet man den WIEN PRODUCTS Stadtplan „Qualität ist ein Spaziergang“, findet man mitten in Wien auf der Kärntner Strasse den Hinweis auf die Werkstätte Chlada. Im Shop der Österreichischen Werkstätten werden die Erzeugnisse verkauft- ich mache mich jedoch auf in den Wienerwald, um die Produktion zu besuchen.  

Kaltenleutgeben ist seit 1960 der Standort, an dem sich eine der letzten Zinngießereien Österreichs befindet. Robert und Roman Chlada führen gemeinsam mit ihrer Mutter den Betrieb, in dem Zinn verarbeitet wird. Das reine Element wird bei den Chladas mit 2% Kupfer und 2% Antimon bei über 230° Celsius zu einer silbrig glänzenden Masse geschmolzen und in Rotationsformen gegossen.

Aber beginnen wir von vorn.

Zinn ist den meisten Menschen kein wirklicher Begriff mehr. Beim Antikhändler und auf Flohmärkten sieht man ab und an alte Zinnkrüge oder Zinngeschirr – das Silber des armen Mannes. Und dann gibt es den Feldmarschall, der Schlachten organisiert mit hunderten Zinnsoldaten- daheim in Pantoffeln auf dem Perserteppich.  In Klosterläden und Kirchen findet man jedoch viele Devotionalien, die aus Zinn gefertigt wurden und zu Weihnachten hängen mancherorts Anhänger aus silberglänzendem Zinn am Weihnachtsbaum.

Robert Chlada ist ein Mann, der ein unglaublich breit gefächertes Wissen hat und mühelos Natur- und Sprachwissenschaften, Handwerk, Religion und Kunst miteinander verbindet. Er zeigt mir die Schätze der Firma – neben hunderten Kautschukformen sind das alte Maschinen und Werkzeuge – manche haben schon über 200 Jahre auf dem Buckel. Mich interessiert das Zinngießen – bis jetzt hatte ich als Kind nur Lötzinn in der Hand und heimlich damit in Vaters Werkstatt experimentiert....

Ich bekomme einen 25kg schweren Zinnbarren gezeigt – das Ausgangsmaterial, das mit wenig Kupfer und Antimon (das Element hat nicht nur einen klingenden Namen, es sieht auch sehr schön aus) im Ofen zu einer Legierung verschmolzen wird. Mit geübten Handgriffen entfernt Robert Chlada mit einem Schöpfer die Asche von der Oberfläche und schon kann es losgehen. Neben dem grünen Ofen steht eine himmelblaue Rotationsgießmaschine, in der sich die runde Kautschukgießform bereits dreht. Durch den Trichter im Deckel füllt Robert Chlada die auf über 230° erhitzte Zinnlegierung und jetzt heißt es noch ein paar Minuten Geduld haben...

Was mich fasziniert – das Zinn rinnt praktisch rückstandslos aus der Gießkelle und erinnert mich an Quecksilber...

Es duftet nach warmem Kautschuk.... Wer stellt eigentlich die Formen her – will ich wissen. Das machen wir alles selbst- erklärt mir Robert Chlada. Zuerst wird ein Prototyp geformt und danach die Form hergestellt. Die Stücke sind alle im Kreis um die Einfüllöffnung angeordnet und durch Gießkanäle mit ihr verbunden. Füllt man die heiße Zinnlegierung in die rotierende Form in der Maschine ein, strömt das flüssige Metall durch die Kanäle in die Formen und erstarrt. Fliehkraft sei Dank.

 

Was genau wird gegossen? Die Palette der Chladas ist umfangreich. Da gibt es Serviettenringe, Untersetzer, Zierkorken neben Schreibtischaccessoires und Devotionalien wie Taufmünzen, Engerln und Kreuzen, Weihbecken, Laternen und Anhängern.

Viele der Sachen sind traditionell gestaltet, ein großer Teil erinnert an den Jugendstil. Zinn ist ein verhältnismäßig weiches Metall – es können kleinste Details gut abgeformt und bearbeitet werden. Gingko, Brennessel, Efeu und Gräser sind tolle Vorlagen für filigranen Schmuck. Überhaupt ist man bei Chlada offen für Neues und experimentiert gern. Das Familiengeheimnis, Zinn mit Glas zu verbinden bleibt natürlich geheim – die Untersetzer der Designer chmara.rosinke sind aber schon keine Geheimtipps mehr- die wurden bereits weltweit ausgestellt und haben ihre Liebhaber gefunden.

Wir plaudern angeregt über Vorlagen und Ideen und vor mir sammeln sich immer mehr neue Stücke an. Broschen, für die Opern von Richard Strauss und Verdi Ideen lieferten und Schachfiguren, die suprematistische Vorbilder in der Kunst Russlands zwischen 1915 und 1930 haben. Ich bin begeistert – das übertrifft meine Erwartungen bei weitem. Und wie ist es, wenn jemand mit individuellen Wünschen kommt? Auch kein Problem.

Die Chladas haben praktisch himmlische Unterstützung. Robert Chlada studierte neben Theologie auch noch Russisch und Chinesisch – beschäftigt sich mit Alchemie. Bruder Roman studierter Musiker und für die moderne Technik und Social Media verantwortlich – man lebt mit der Tradition eindeutig im Hier und Jetzt. Zinn und die Zinngießerei haben somit eine hoffentlich langandauernde Zukunft. Beim nächsten Stadtbummel ist fix ein Besuch der Österreichischen Werkstätten in der Kärntner Straße am Programm – dort bekommt man die gesamte Produktpalette der Werkstätte Chlada zu kaufen.

Dieser Blogbeitrag entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www. wienproducts.at

 

 

 

WOKA - wir beginnen immer bei Null!

Sucht man WOKA auf dem WIEN PRODUCTS Stadtplan, begibt man sich gedanklich und mit dem Finger auf der Karte mitten in den ersten Bezirk. Im Palais Breuner in der Singerstraße ist das Geschäft von Wolfgang Karolinsky - WOKA leitet sich von seinem Namen ab - zu finden. 

WOKA liebt Originale aus der großen Zeit der Wiener Werkstätten – zu der ein extrem umfangreiches Archiv geführt wird und produziert Lampen nach Originalen. Ich möchte gern die Produktion besuchen, frage nach der Adresse und mache mich auf den Weg. Die Werkstatt befindet sich in Ottakring in einer sehr ruhigen Seitenstraße, die man über ein paar Stufen abwärts betritt.

Langgestreckt liegt der Raum, Arbeitstische reihen sich in der Mitte aneinander – parallel dazu stehen Maschinen unter den Fenstern, finden sich sauber getrennt Materialien.

Wie entstehen nun die Lampen – die einst Loos, Hoffmann, Peche und Co. entworfen haben? „Wir beginnen immer bei Null“ erklärt mir Wolfgang Karolinsky, der schon seit über 30 Jahren mit den versierten Handwerkern arbeitet... Zuerst einmal ist das Metall. Messing. Ich sehe gerade, wie Stangenprofile von der Straße hineingetragen werden, schwer wiegt der Stoff, aus dem Lichtträume werden sollen.

Bänder, Bleche in verschiedenen Stärken und verschiedene Profile reihen sich aneinander.  

An einem Tisch sitzt ein junger Mann und feilt an Einzelteilen... Er gehört bereits zur zweiten Generation. Der Sohn des Werkstättenleiters erklärt mir, woran er arbeitet – ich erinnere mich an die Lampe von Adolf Loos, die ich einige Male auf Messen bewundert habe... KNIZE  heißt sie und hat die Form eines Pentagondodekaeders-  einer Kugel aus 12 Fünfecken, die Loos zu Beginn des 20. Jahrhunderts für den berühmten Schneidersalon Knize in Wien, Paris und Berlin entworfen hat.

WOKA besitzt die Herstellungsrechte für mehr als 200 Leuchten von Designern wie Josef Hoffmann, Koloman Moser, Adolf Loos, Otto Wagner und Carl Witzmann.

Weltweit werfen WOKA Lamps schönes Licht in noch schönere Räume – bedeutende Architekten unserer Zeit fragen in Wien an, wenn es um adäquate Beleuchtung ihrer Bauwerke geht. Man setzt auf Qualität und Handarbeit. Die Werkstätten arbeiten praktisch nach dem gleichen Prinzip wie damals. Man kann zwar heute ein Modell am Computer entwerfen – produziert wird es jedoch weiterhin von Hand und je nach Einsatzort wird es mit den entsprechenden Kabeln versehen. Man muß schon Ahnung von der Materie haben, wenn man sich an die Umsetzung macht.  

Wie wird denn aus den einzelnen Fünfecken die KNIZE Leuchte von Loos? Die Teile werden gelötet - schweißen funktioniert nicht. Ich frage, ob man das überstehende Lötzinn dann wegschleifen muß. Zinn? Nein – wir löten mit Silber, sonst hält es nicht. Aha- wieder was gelernt – bis jetzt wußte ich nicht, dass man auch mit Silber löten kann und es Unterschiede gibt in den Verbindungen.

Und wie kommen die Ornamente in die Messingbänder für die Hoffmann Luster? Die werden einzeln gestanzt.

Aha.

Und Hammerschlagdekor wird natürlich gehämmert – ergänzt Wolfgang Karolinsky.

Ganz schön aufwändig – das alles. Und gleichzeitig faszinierend. Man spürt, dass hier Handwerk mit großer Leidenschaft betrieben wird – nicht nur an der Oberfläche. Es gibt nicht mehr allzu viele Handwerker, die all die Techniken beherrschen, mit denen hier vorgegangen wird – deshalb ist man froh über den Nachwuchs, der sich nach einer Lehre doch dem Metallhandwerk zuwandte und zunehmend Spaß dabei fand. Jedes Projekt ist anders – jedes eine Herausforderung. Stolz schwingt in der Stimme und ich glaube ihm das sofort. Immerhin gehören Hoffmann, Loos und Moser zu den verehrtesten Wiener Entwerfern – haben als Designer Zeitgeschichte geschrieben.

Wie ist es mit neuen Designs frage ich etwas provokant...

Kein Problem grinst Karolinsky – unser Mitarbeiter Daniel Kage hat sich der Geometrie verschrieben und eine Serie namens Platon Solid aus 5 Lampen entworfen, die die Grundelemente Feuer, Wasser, Wind, Erde und Äther widerspiegeln.  Die haben bereits im Jänner auf der Maison et Objet in Paris für viel Aufmerksamkeit gesorgt.

Großartige Geometrie.

Und wie kommt man dazu, nach einem Studium der Komposition an der Wiener Universität für darstellende Kunst Lampen zu fertigen?

Ganz einfach – lacht Wolfgang Karolinsky – man handelt als Student mit Designstücken, vertieft sich in die Materie, kauft eine Sammlung historischer Lampen, muß einige restaurieren, sucht sich die passenden Handwerker und weiß irgendwann, wie es geht. Warum also nicht Lampen berühmter Vorbilder herstellen?

Stimmt. Ist ja auch eine Kunst. Und eine hohe noch dazu.

Erleuchtet und um einige Erkenntnisse reicher verlasse ich die heiligen Werkstatthallen in Ottakring. Demnächst werde ich wohl wieder im Palais Breuner in der Singerstraße vorbeischauen und die Platon Solid Leuchten von Daniel Kage bewundern. Qualität ist in jedem Fall einen Spaziergang wert.

Dieser Blog entstand im Auftrag der WIEN PRODUCTS. www.wienproducts.at

 

Born to be alive

Irgendwann kommt man auf diese Welt und nach mehr oder weniger Jahren auch endlich bei sich an.

Manchmal sitze ich draussen, schau in den Himmel und versuche mich zu erinnern, wie sich als Kind oder in verschiedenen Lebensaltern das Leben angefühlt hat – wie ich die Welt aus meiner Perspektive gesehen habe.

Manches bleibt gleich – ich staune noch immer im Frühjahr über die erwachende Natur, freue mich, wenn die Amsel in der Früh ihr Lied vor meinem Fenster schmettert und liebe es, den Himmel zu beobachten.

Anderes ändert sich. Dinge, über die ich mich richtig aufregen konnte, werden seltener. Vieles betrachte ich inzwischen aus einer gewissen Distanz, gelassener und weniger aufgeregt. Wobei ich immer noch neugierig bin auf das Leben, Menschen und die Welt.

Ich gehe nur sorgsamer damit um – es könnte schneller beendet sein, als einem lieb ist. Ich weiß das - es gibt bereits einige große Lücken im Freundeskreis – und bin froh, dass mir großartige Erlebnisse und Verrücktheiten im Gedächtnis bleiben werden.

Was macht das Leben aus? Doch vor allem die Menschen, mit denen man sich umgibt und die einen umgeben. Es gibt einige wenige, die ich als Freunde bezeichne – mit diesem Wort gehe ich alles andere als inflationär um. Die große Bussi Bussi Gesellschaft ist mir recht wurscht, meine Zeit zu schade für oberflächliches Blabla.

Viel lieber verbringe ich diese mit Leuten, die etwas zu sagen haben, ehrlich und ungeschminkt, die goschert sind und sich selbst treu, unangepasst, mit Ideen und Phantasie gesegnet. Diejenigen, die Risiken mittragen und Erfolg teilen können, die freigiebig sind mit Wissen und Fehler eingestehen, die verzeihen können.

Manche dieser Menschen begleiten mich schon über 30 Jahre – mal abgesehen von der Familie sind sie die wichtigsten Menschen und Gradmesser, Mittrinker und nahe/ferne Lebensbegleiter. Ein dankbares Prost auf Euch! UND ALLES WIRD GUTh!

Ikonen, Vorbilder und Angehimmelte

Irgendwie hat ja jeder so seine ganz persönlichen Helden. Ganz Junge himmeln meist die Eltern an, Papi ist der Held, weil er einen in die Luft wirbelt und im Ernstfall auch mit einer Hand wieder auffängt. Mami ist die Schönste weit und breit und überhaupt anbetungswürdig, weil sie alles unter einen Hut bringt. Später gibt es Idole aus Musik und Film, die Kinderzimmer werden gepflastert mit diversen Postern und man sieht und hört nichts anderes als diese/n eine/n – inzwischen soll das ja auch für diverse Blogger jüngeren Jahrgangs gelten...

Später entsteht um einen herum ein Hype um irgendwelche Menschen, die irgendwie ganz oben sind. Wurscht, welcher Lebensbereich. Ist eh alles online zu verfolgen. Menschen kommen und gehen. Heute Held, morgen Loser. Die Welt kennt keine Gnade im Urteil, orientiert sich oft am Mainstream und ist über weite Strecken oberflächlich.

Viele empfinden sich selbst als Star, brauchen Jet Set und wollen bewundert und angebetet werden. Bei den meisten frage ich mich – worin die besondere Leistung besteht.... 

 Hat man endlich ein gescheites Alter erreicht und blickt zurück auf die Helden seiner Kindheit und Jugend, gibt es viele davon nicht mehr, weil die passenden TV Sender eingestampft wurden, sich die Welt weitergedreht hat und einige in der Versenkung verschwunden sind. Andere  würde man nicht wiedererkennen, weil deren Leben eine ungeahnte Wendung nahm. Shit happens.

Und dann gibt es die, die man schon immer bewundert hat, die noch da sind. Leise und unaufgeregt ihr Leben leben und erstaunliche Dinge machen – Tausende begeistern und menschlich großartig, zurückhaltend geblieben sind.

Ich war irgendwie nie so superbegeistert von Rockstars und Sternchen, Massenhysterie ist mir immer fremd geblieben. Mich haben oft Menschen beeindruckt, die eher nicht so laut auf die Pauke gehauen haben und wenn – dann hatten sie triftige Gründe. Was sie jedoch gemeinsam haben, ist Charakter – es sind im besten Sinne Humanisten. Mit einem bewegten Leben und außergewöhnlichen Erfolgen.

Menschen wie Armin Mueller Stahl undMariss Jansons begeistern mich seit vielen Jahren nicht nur mit ihren Fähigkeiten, sondern mindestens ebenso mit ihrer zutiefst menschlichen Art.

Beides Künstler – der eine Musiker und einer der besten Dirigenten, den die Welt derzeit hat, der andere Schauspieler, Musiker, Schriftsteller und Maler.

Beide sind ihren Weg gegangen, haben ihre Ziele verfolgt, mit den Systemen gekämpft, sich selbst hohe Anforderungen gestellt und an sich gearbeitet. Sie sind jenseits der siebzig und achtzig, könnten sich längstens auf ihren Lorbeeren ausruhen. Tun sie aber nicht. Sie machen weiter, entdecken Neues, bleiben sich selbst treu und bieten ausreichend Stoff zum Nachdenken. Ich bin froh, sie erleben zu können. Und ja- ich verehre sie.

Zu wissen, dass es solche Leute gibt, bedeutet: UND ALLES WIRD GUTh!

 

Postkarten

In Zeiten des schnellen Überfliegens, Bilderschauens und hastigen Wischens ist es schon fast ein Wunder, Handgeschriebenes im Postkasten zu finden. Freimütigst bekenne ich mich zur analogen Lesesucht. Ich brauche meine Zeitung in der Früh - auf Papier. Ich liebe Magazine und gut gemachte Journale, die sorgfältig recherchierte Themen anbieten. Gern auch mit Bildern. Brand Eins zum Beispiel ist meine monatliche Dosis Wirtschaft in angenehmer Leseform. Seitenspiegel, Schrift, der Kontrast unschlagbarer Genuss.  Das alles kann man im Sekundentakt auch digital haben - beruflich nutze ich das eh und gehe auch immer besser damit um.

Privat jedoch mag ich das Analoge, Langsame. Die Haptik von Papier, dessen Geruch und das Gefühl, Seiten umzublättern, ein Lesebändchen zwischen die zuletzt gelesenen Kapitel zu spannen- unschlagbare emotionale Momente - abgesehen vom Inhalt der Bücher.  Nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Schreiben genieße ich  Papierqualität und Motorik, die es braucht, um Seiten zu füllen. Gedanken fließen praktisch ohne Umwege auf das Papier. Außerdem bleiben die Hirnhälften aktiv und die schreibende Hand in Schwung. Persönliche Botschaften schreibe ich am liebsten per Hand. Denen, die es zu schätzen wissen. Klar, ein WhatsApp , eine SMS oder eine mail sind schneller am Ziel und ja, auch die können nette Inhalte haben. Wirklich persönlich ist es aber von Hand geschrieben.

Deshalb wünsche ich mir auch meist Postkarten von denen, die auf Reisen gehen. Oft trudeln die erst ein, wenn die Reisenden längst wieder daheim sind, die Urlaubsbräune bereits wieder schwindet  und die digitalen Fotos eh schon auf allen sozialen Kanälen gepostet wurden. Dann öffne ich den Briefkasten und fische eine Postkarte hervor. Mit Grüßen von nahen und fernen Orten. Ich stelle mir dann immer vor, wie die Postkarte gereist ist. Erst im Postauto vom Briefkasten zum Postamt, dann weiter mit dem Zug - oder gar per Flugzeug...wieder ein Postauto, Kilometer Sortieranlagen und zu guter Letzt im Wagerl vom Postboten, der inzwischen fast ausschließlich Überbringer von Rechnungen und Werbung ist - was ihn nicht wirklich glücklich machen kann....

Egal, eines Tages also halte ich die weit gereiste Karte in Händen und freue mich über die spezielle Botschaft. NIMM DAS! schreibt zum Beispiel meine Lieblingsnachbarin aus Venedig auf eine sagenhaft schöne Postkarte. Wenn diese dann an einem trüben Novembertag bei mir eintrudelt und ich den Duft der weiten Welt spüre, weiß ich: UND ALLES WIRD GUTh!

Ich habe Schrauben locker...

Irgendwas ist immer. Jo eh. Zu tun. Und dann passiert bei Anhäufung von vielem Tun auch wieder was, das den gerade gemachten Plan in Luft auflöst. Heutzutage muß man ja flexibel sein wie ein Gartenschlauch (der Ausspruch gehört Herrn T.W. - ich mag ihn aber sehr). 

Gerade war noch spätes Frühjahr, dann ritt der Sommer ins Land und nun sind von der wärmsten Jahreszeit nur noch alte Weiber übrig. Trotzdem- wunderbares Licht, das ich gern an der frischen Luft genieße, um die Terrasse so langsam für die kalte Jahreszeit herzurichten. War eigentlich anders geplant - stormy weather hat jedoch einen Baum samt Kübel zu Fall gebracht, Umtopfen also. Und wenn man einmal beginnt, kommt eines zum anderen. Hier umtopfen, da verwelkte Blüten abschneiden, ach ja- der Thymian ist auch seiner Behausung über den Kopf gewachsen- na gut, der auch noch und wenn man gerade dabei ist...zwei riesige Basilikumsträucher ernten sich Blatt für Blatt sogar in entspannter Haltung ab. 

Ich bin jemand, der solcherlei Arbeiten überwiegend als Entspannung sieht. Und ja - selbst gemachte Delikatessen sind immer besser als schnöde gekauftes Zeug. Irgendwie hat jedes Ding seine eigene Geschichte und man weiß, was drinnen ist. Es macht einfach ein gutes Gefühl, selbst etwas herzustellen. Also Pesto mit großzügiger Zugabe von Pignoli, bestem Olivenöl, gereiftem Parmigiano und Muskelkraft.  

Überhaupt bringt einem Arbeit an der frischen Lust den sprichwörtlichen Boden unter die unbeschuhten Füsse. Man nimmt Natur wahr, statt unentwegt auf den Bildschirm zu starren und mehr oder weniger schlaue Sachen ins Telefon zu sprechen oder Termine zu verhandeln. Die letzten Bienen genießen die zweite Lavendelblüte oder laben sich an der Pfefferminze, die Schwalben sind schon wieder gen Süden gezogen - stattdessen streiten sich die Krähen lauthals um die besten Aussichtsplätze....  Und ich grabe kontemplativ in der Erde, nehme den Duft der Kräuter war und freue mich über den prächtigen Himmel, die Sonne und des Lebens. 

...zu guter Letzt werden auch noch die zwei fehlenden Schrauben in den kleinen Tisch gedreht, jetzt wackelt er nur mehr ein wenig- der alte treue Begleiter. Gut, dass ich manchmal ein paar Schrauben locker habe - das bringt mich dazu,  dem Leben meine Aufmerksamkeit zu schenken...UND ALLES WIRD GUTh!